Yo,
Ich hab den Beitrag eben in nem anderen Thread gepostet, aber hier passt er viel besser, darum vlei hier nochmal
Seitdem ich auf die E-Zigarette umgestiegen bin, bin ich auf der Suche nach nem guten Ersatz, denn Joints mit Tabak schmecken mir nich mehr. Weil ich durch den Job (bin Biochemiker) Zugang zu allerlei chemischem Laborgerät habe, haben wir uns zusammen mit nem Kollegen letzte Woche mal hingesetzt und eine THC-Extraktion durchgeführt.
Grundlegendes zuerst: Die Extraktion erfolgt durch Aufschluss der Pflanzenzellen mittels Ultraschall. Das Protokoll haben wir auf der Herstellerseite des Ultraschallgeräts gefunden und in leicht abgewandelter Form angewendet. Hier ein kleines Exzerpt:
- Decarboxylierung des Pflanzenmaterials im Ofen bei 115 °C für 35-40 min. Wir haben circa 0,7 Gramm eingesetzt und vor dem Decarboxylieren in einem Grinder zerkleinert. Zum Erhitzen haben wir es in ein Glas gepackt.
- Aufnahme des Krauts in 10 mL Basis-Liquid. Wir haben mit einer 50/50 PG/VG Mischung gearbeitet, um zu hohe Temperaturen während des Aufschlusses zu vermeiden, und außerdem, weil die freigesetzte Pflanzen-DNA das Produkt ja nochmal viskoser macht.
- Sonifizierung: 3 Zyklen á 90 Sekunden bei 50 % Amplitude. Das Horn des Sonifikators wird in die Flüssigkeit getaucht und der Zyklus wird am Gerät gestartet. Die Probe sollte unbedingt in einem Eisbad gekühlt werden. Während des Sonifizierens bitte Ohrenschützer tragen! Das Horn sollte während des Sonifizierens langsam aber stetig durch die Probe bewegt werden. Zwischen den Zyklen ist die Probe jeweils wieder herunterzukühlen (wir haben sie jeweils 2 Minuten stehen lassen).
- Zentrifugation für 10 Minuten bei ca. 3.000 x g (entspricht ca. 3.800 rpm in Standard-Tischzentrifugen). So werdet ihr das Pflanzenmaterial los. Der Überstand ist grünlich und riecht gut
- Den Überstand (wir haben ca. 8 mL abgenommen) in ein neues Gefäß überführen. Er ist im Kühlschrank laut Hersteller ca. 12 Monate haltbar. Unter Lichteinfluss verliert er seine grüne Farbe und wird bräunlich (das Magnesium geht aus dem Chlorophyll raus, wie im Herbst), das ändert aber nichts an der Potenz.
Einige Bemerkungen:
1.: Kaum zu glauben, wie einfach und schnell das ging! Wir haben inclusive Vorbereitungen und Aufräumen nicht länger als ne Stunde gebraucht, und das ist unser erster Schuss ins Blaue gewesen. Wenn man Zugang zu den Geräten hat, kann das auch Lieschen Müller problemlos nachkochen. Alles, was man braucht, ist ein Sonificator, Eis, und eine Zentrifuge (findet man alles in fast jedem biologischen Labor, also an quasi jeder Uni zB). Man riecht es auch quasi gar nicht, solange man alle Gefäße immer schön verschlossen hält
2.: Der Prozess ist grundsätzlich problemlos skalierbar. 1 Gramm pro 10 mL Liquid ist ein vernünftiges Verhältnis. Die Mischung im Liquid sieht der dick aus, aber der Sonifikator arbeitet sich problemlos durch
3.: Man kann besehen, wie sich während der ersten beiden Zyklen zwei Phasen bilden: Die weniger dichte, wässrig-ölige Phase ist das extrahierte Pflanzenzell-Innere, die darunter liegende das Liquid. Im letzten Zyklus werden die beiden Phasen homogenisiert. So erkennt ihr auch, dass ihr genug sonifiziert habt.
4.: Wir haben das Produkt nochmal 1:5 verdünnt (also effektiv 40 mL Liquid aus 0,7 Gramm bekommen). Außerdem haben wir noch Nikotin zugesetzt (1 mg/mL). Das Produkt ist deutlich potenter als in rauchbarer Form: 1,5 mL reichen bei mir locker für nen sehr guten Abend Beim Dampfen schmeckt man eindeutig, was man schmecken soll, aber es riecht kaum (sehr günstig, weil mein Balkon zur Straße geht und die Wolken doch recht groß sind).
5.: Das High ist sehr kopfig (kann durch die Decarboxylierung kommen) und generell am ehesten mit nem Vaporizer vergleichbar. Es dauert circa 5-10 Minuten, bis man was merkt, aber dafür hält es auch circa 2 Stunden an. Mehr Dampfen = mehr high.
6.: Um die Farbänderung zu vermeiden, kann man das Produkt in einer braunen Flasche lagern, oder bspw. Vitamin C oder andere Antioxidanzien zusetzen. Dabei sollte man aufpassen, dass alle Chemikalien lebensmittelecht sein müssen.
7.: Ich merke, dass beim Dampfen (iKonn 220 Box + uWell Crown 3 0,5 Ohm) der Verdampferkopf gerne mal etwas einsüfft. Bei meinem Kollegen (der raucht mit 35 statt 70 Watt) passiert das nicht so schnell. Für Tipps bin ich hier sehr dankbar!
Wir werden in den kommenden Wochen noch ein bisschen Prozessoptimierung betreiben Auch hier freue ich mich über Input! Folgendes haben wir uns erstmal überlegt:
- Anpassung des Verhältnisses VG/PG, vor allem im Hinblick auf den Verdampfer
- Verdünnungsreihe des Produktes und Analyse des THC-Gehalts
- Testung unterschiedlicher Sorten (unser 1. Versuch war mit Amnesia)
Cheers,
der Kaiser.
--------------- 3. April 2018, 10:34 ---------------
Eine Anmerkung noch: Wenn ihr ein Ultraschallbad benutzt, wird deutlich weniger Energie auf eure Probe übertragen, als wenn ihr ein Gerät mit nem Horn benutzt. Ihr braucht also mehr Energie oder längere Inkubationszeiten, um eine vollständige Extraktion zu ermöglichen.
Und eine zweite: Die Viskosität der Extraktionsflüssigkeit hat keinen super großen Einfluss (schließlich müssen die Zellwände aufgebrochen werden). Über einen Wechsel der Flüssigkeit würde ich vor allem dann nachdenken, wenn es sonst zu heiß wird. Das scheint bei euch aber nich das Problem gewesen zu sein, was?