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Keine Leverkusener Lösung in der Cannabis-Frage
In einigen Ländern ist der Cannabis-Konsum bereits legal, in Deutschland hingegen nicht. Aber ist das wirklich die beste Lösung? Leverkusens Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn bezog nun Stellung.Leverkusen. Ist Cannabis nun jenes Teufelszeug mit süßlichem Rauchgeruch, das viele in ihm sehen als Einstiegsdroge, Hirnbenebelungsmittel und Zerstörer von Hirnzellen? Oder ist es nicht längst an der Zeit, das auf der Pflanze Hanf basierende Rauschmittel hierzulande zu legalisieren oder zumindest im medizinischen Kontext zuzulassen? Mit diesen Fragen beschäftigte sich jetzt eine Runde von Kommunalpolitikern und Experten, die auf Einladung der Lev-Partei im Opladener Haus der Familie zusammengekommen war. Das Ergebnis: kein eindeutiges. Es war eher eine wage Annäherung an das Thema.
Keine „Leverkusener Lösung“
Vor allem stellte Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn fest, dass es keine „Leverkusener Lösung“ des Problems geben werde. Das Thema Cannabis-Legalisierung sei eines, das von der Bezirksregierung und – noch viel wichtiger – der Bundesregierung angepackt werden müsse. Man könne da nicht seinen eigenen Weg verfolgen. Und genau das mache eine Lösung so schwierig: Solange es Länder gebe wie etwa Bayern, wo viele Kommunen in ihrer Abgeschiedenheit auf einer „Insel der Glückseligen“ lebten, von dem Problem gar nicht betroffen seien und demnach auch keinen Handlungsbedarf sähen, werde es schwer, einen Konsens zu finden. Gleichwohl sehe er – ebenso wie die Mit-Diskutanten Peter Helgers von der Suchthilfe Leverkusen, Uwe Richrath von der SPD, Nicole Kumpfert von Die Linke und Babak Tubis von der Piraten-Partei – durchaus den Bedarf, sich um ein Für und Wider in Sachen Cannabis-Legalisierung zu kümmern. „Beim nächsten Treffen mit den Kollegen aus den umliegenden Bezirken werde ich das Thema ansprechen. Versprochen.“
Legaler Cannabis-Konsum in Portugal und der Schweiz
Helgers, der sich seit Jahrzehnten um Suchtkranke kümmert und entsprechend regelmäßig auch mit Cannabis-Konsumenten zu tun hat, führte neben dem Nachbarland Niederlande, wo der Gebrauch von Cannabis legal ist, vor allem Portugal und die Schweiz als positive Beispiele an: Dort würden durch die Legalisierung große Mengen Geld gespart und in die Suchtbekämpfung gesteckt – Geld, das hierzulande noch für die Strafverfolgung von Cannabis-Besitz und Cannabis-Konsum ausgegeben werde. „In keinem Land, in dem Besitz und Konsum legal sind, gibt es eine erhöhte Menge an Süchtigen“, betonte Helgers. Das sei schon lange erwiesen. Helgers sprach von 2,3 Millionen regelmäßigen Cannabis-Konsumenten in Deutschland und damit einhergehenden über 100 000 „konsumnahen“ Delikten, die verfolgt würden.
Wenn das Geld, das dafür ausgegeben werde, umgeschichtet würde, könne man ganz anders an das Problem Sucht herangehen. „Hier muss man ansetzen.“
Quelle:
Leverkusener Anzeiger