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Zitat von SpiegelAlles anzeigenCannabis-Legalisierung: Die Regierung muss endlich dealen
Ein Kommentar von Stefan KuzmanyDie Vorstöße zur regionalen Freigabe von Cannabis sind richtig - doch sie greifen zu kurz. Denn auch die bundesweite Legalisierung wäre sinnvoll. Es ist besser, die Realität zu regeln, als alte Ängste zu pflegen.
Deutschland ist kein Einwanderungsland, tönte es noch lange von den Regierungsbänken, als Deutschland schon längst ein Einwanderungsland war. Ein Einwanderungsgesetz jedoch gibt es bis heute nicht.
Öffentlich gelebte Homosexualität ist längst kein Problem mehr in dieser
Gesellschaft. Zur völligen Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare
einschließlich der Ehe für alle kann sich unsere Regierung aber trotzdem
nicht durchringen.
Und es gibt noch eine dritte, genauso überkommene Lebenslüge der deutschen Politik: Kiffen ist gefährlich, deshalb muss Cannabis verboten bleiben. Dabei ist ein Joint dann und wann für viele Menschen in Deutschland längst so normal wie der Genuss eines Glases Rotwein. Trotzdem werden sie vom Gesetz als Straftäter behandelt, als seien sie gefährlich für sich selbst und andere, während die weitaus gefährlicheren Substanzen Alkohol und Tabak als Bestandteile unserer Genusskultur toleriert werden.
Schon klar: Cannabis ist nicht harmlos. Aber genau deshalb sollte sein Verkauf staatlicher Kontrolle unterliegen. Der Schwarzmarkt finanziert nur Kriminelle, mit einem legalen und versteuerten Verkauf könnte Suchtprävention finanziert werden.Gut gemeinte Flickschusterei
Wen schützt das Verbot überhaupt? Kein 14-Jähriger, der unbedingt kiffen
will, lässt sich heute vom gesetzlichen Verbot abschrecken. Verkäufer
wird er überall finden, allerdings nur solche, die sich um seine
Gesundheit wenig scheren. Auch für erwachsene, möglicherweise dem
Missbrauch zuneigende Konsumenten wäre es besser, sie könnten sich
direkt beim Verkäufer kompetent über Risiken und Nebenwirkungen
informieren, als schnell im Park ein Tütchen zu kaufen, von dem sie
nicht so genau wissen, was da eigentlich drin ist.
Immerhin, es tut sich etwas in Deutschland, doch die aktuellen Vorstöße zur Legalisierung sind rechtlich unsicher und nur regionale Projekte, angestoßen von Landespolitikern. Solange sich niemand aus der ersten Reihe von Union und SPD traut, die bundesweite Realität zu regeln, anstatt alten Ängsten anzuhängen, bleiben die Initiativen in Hamburg, Bremen und Berlin gut gemeinte Flickschusterei.
Doch die Kanzlerin gibt sich restriktiv, ohne überhaupt auf eine Debatte einzugehen. Ihre nicht minder restriktive Drogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) schreibt auf ihrer Homepage: "Ich will, dass in unserer Gesellschaft Kinder zu starken Persönlichkeiten heranwachsen können, die die Risiken von Suchtmitteln richtig einschätzen können." Ein ehrenwertes Anliegen - und eine kontrollierte Legalisierung wäre ein großer Schritt in diese Richtung.
Quelle:
Spiegel.de