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Kreis Ludwigsburg
Mehr Amphetamine, weniger Cannabis
Die Zahl der Amphetaminkonsumenten ist im vergangenen Jahr drastisch gestiegen, die Zahl der Cannabiskonsumenten ist zurückgegangen. Diese Bilanz zieht der Fachdienst "Chillout" aus seiner Beratungstätigkeit im Kreis Ludwigsburg.
Jugendliche und junge Erwachsene sind die Hauptzielgruppe des Fachdienstes "Chillout" im Landkreis. Die Einrichtung, die vom Landkreis, vom Land und den beiden Trägern Caritas und Diakonie finanziert wird, will sie durch Präventionsveranstaltungen vor Suchtgefahren warnen und schützen. Dazu ist das Chillout-Team vor Ort in Schule, Betrieb oder Jugendhaus aktiv oder berät in seinen Beratungsstellen in Ludwigsburg und Bietigheim-Bissingen.
Wie aus dem Jahresbericht für 2014 hervorgeht, wurden im vergangenen Jahr 636 Klienten betreut. Gegenüber den Vorjahren sind dies deutlich weniger: 2013 waren es 725 Klienten, 2012 gab es 678 Ratsuchende, im Jahr zuvor 659 und 2010 insgesamt 729. Man muss bis ins Jahr 2009 (588 Klienten) zurückgehen, bis diese Zahl unterschritten wird. Das spiegelt sich auch in der Zahl der Einzelgespräche wider. Diese lagen mit 1486 wesentlich unter der Zahl des Jahres 2013 (1677).Die häufigsten Substanzen, die für Jugendliche und junge Erwachsenen Anlass waren, das Beratungsangebot von "Chillout" wahrzunehmen, waren Cannabis (255 Beratungsgespräche), Amphetamine (78) und Opiate (65). Erst an vierter Stelle steht Alkohol (55 Gespräche).
Wie es im Jahresbericht der Einrichtung heißt, gab es im Vergleich zum Vorjahr einige Veränderungen. So ist die Zahl der Cannabiskonsumenten um 31 (minus elf Prozent) gesunken. Die Zahl der Amphetaminkonsumenten ist hingegen von 19 im Jahr 2013 auf 78 im Jahr 2014 drastisch angestiegen (plus 410 Prozent). Bei Amphetaminen, auch Speed genannt, handelt es sich um synthetisch hergestellte Drogen, die aufputschende Wirkung haben. Diese Entwicklung deckt sich mit den Erfahrungen der Ludwigsburger Polizei. Diese hat in ihrer jüngsten Kriminalitätsstatistik ebenfalls einen fortgesetzten Trend zu synthetischen Aufputschmitteln festgestellt. Als Gründe dafür, dass sich ein immer größerer Abnehmerkreis diesen Drogen zuwendet, gelten laut Polizei ein anhaltend niedriges Preisniveau und eine hohe Verfügbarkeit.Zurückgegangen ist hingegen die Zahl der Konsumenten von Opiaten (minus 33 Prozent). Auch die Zahl der Glücksspielsüchtigen ist von 50 auf 20, das heißt um 60 Prozent, gesunken, so die Bilanz von "Chillout".
Info Das Einzugsgebiet von "Chillout" umfasst den ganzen Landkreis. 2014 kamen mehr als 60 Prozent der Klienten aus dem Kreis, ein Viertel aus der Stadt Ludwigsburg und zehn Prozent aus Bietigheim-Bissingen.
Dazu ein Kommentar der Redaktion:
Ein Kommentar von Uwe Mollenkopf: Die Richtung stimmt
Vorbeugen ist besser als heilen - eine Binsenweisheit, die insbesondere im Zusammenhang mit Drogen gilt. Doch wie an Jugendliche herankommen, um sie davor zu bewahren, irgendwann einmal als Süchtiger in der Klinik zu landen? Der aufsuchende Fachdienst "Chillout" verfolgt hier ein erfolgversprechendes Konzept: Es besteht darin, junge Menschen in ihrem Lebensumfeld aufzusuchen und ihnen dort Suchthilfen wie Beratung und Information, Begleitung und Vermittlung anzubieten. Entscheidend dabei ist eine gute Vernetzung durch gezielte Kooperationen, zum Beispiel mit der Jugendarbeit.Eine der Schwierigkeiten besteht darin, dass der Drogenkonsum immer neuen Trends unterworfen ist. Aktuell ist dies im enormen Anstieg des Beratungsbedarfs zu Amphetamin, auch Speed genannt, zu beobachten. Die Drogenberater müssen flexibel sein, um auf Veränderungen schnell reagieren zu können.
Positiv stimmt, dass die Zahl der Klienten im vergangenen Jahr erstmals seit einiger Zeit wieder gesunken ist. Ob das eine Trendwende ist, muss sich aber erst noch zeigen.
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