Alles anzeigenCannabis: Keine Evidenz bei Rheuma
Für die Behandlung chronischer Schmerzen bei
rheumatischen Erkrankungen mit Cannabis gibt es bislang keine
aussagekräftigen Studien. Das ist das Ergebnis eines systematischen
Reviews, das Privatdozent Dr. Winfried Häuser vom Klinikum Saarbrücken
bei einer Pressekonferenz zum Deutschen Schmerztag in Mannheim
vorstellte. «Wir können aufgrund der schwachen Datenlage derzeit nicht
empfehlen, Rheumapatienten mit Cannabisprodukten zu behandeln», so der
Facharzt für Innere Medizin und Psychosomatik.Häuser war zusammen mit Forschern aus Deutschland, Kanada und Israel der
Frage nachgegangen, bei welchen rheumatischen Erkrankungen mit
chronischen Schmerzen Cannabisprodukte wirken und ob sie verträglich und
sicher sind. Bei der Übersichtsarbeit, die demnächst im Fachjournal
«Arthritis Care & Research» erscheinen wird, wurden laut Häuser nur
randomisierte, kontrollierte und doppelblinde Studien berücksichtigt.Die Datenlage zum Einsatz bei Rheuma ist demnach spärlich:
Eingeschlossen wurden zwei Studien mit Nabilon über die Dauer von zwei
beziehungsweise sechs Wochen mit 71 Patienten mit Fibromyalgiesyndrom,
eine vierwöchige Studie zum Einsatz von Nabilon bei 30
Rückenschmerzpatienten und eine Studie mit
Tetrahydrocannbinol/Cannabidiol mit 58 Patienten mit rheumatoider
Arthritis über fünf Wochen. Die Ergebnisse zeigen laut Häuser keine
bessere Wirksamkeit der Cannabisprodukte gegenüber den
Kontrollsubstanzen (Placebo beziehungsweise ein schmerzlinderndes
Antidepressivum). Vertragen wurden die Cannabisprodukte trotz einiger
unerwünschter Arzneimittelwirkungen wie Konzentrationsstörungen,
Schläfrigkeit und Müdigkeit aber gut.Die schwache Evidenz schließe allerdings nicht aus, dass Ärzte
Patienten, die als austherapiert gelten, mit Cannabinoiden behandeln
können, sagte Häuser. Er forderte, die Bundesregierung müsse ein Gesetz
zum medizinischen Gebrauch von Cannabisprodukten erlassen und dafür
sorgen, dass die Krankenkassen die Kosten für verordnetes Cannabis
übernehmen. Alle Formen einer Eigentherapie lehnten die Experten der
Deutschen Schmerzgesellschaft – wie auch die Bundesapothekerkammer –
ab. «Patienten, die sich mit Medizinalhanf oder Cannabis aus Eigenanbau
selbst behandeln, fügen ihrem Körper ein in seiner Dosis permanent
schwankendes Medikament zu und riskieren belastende Nebenwirkungen»,
sagte Professor Dr. Michael Schäfer, Präsident der Deutschen
Schmerzgesellschaft. (va)
Quelle:
pharmazeutische Zeitung