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Während Vitali Klitschko Korruption und Vetternwirtschaft bekämpfen will, will "Darth Vader" von ihr profitieren (Quelle: dpa)
Er hat auf dem Maidan ausgeharrt und Prügel eingesteckt, galt dann vielen Ukrainern als Verräter und verzichtete freiwillig auf die sicher geglaubte Präsidentschaftskandidatur. Vitali Klitschko stellt sich am Sonntag aber trotzdem zur Wahl, um endlich Bürgermeister von Kiew zu werden. Nun könnte "die dunkle Seite der Macht" sein politisches Aus besiegeln. Trotz der Bürgerkriegsgefahren macht "Darth Vader" dem Ex-Boxweltmeister das Leben schwer.
Als Spaßkandidat an den Start gegangen, liegt ein Hacker im Kostüm des schwer atmenden Bösewichts aus der legendären Filmserie "Krieg der Sterne" inzwischen in einigen Umfragen nur wenige Prozentpunkte hinter Klitschko. Beobachter schließen sogar einen Sieg "Vaders" nicht aus, obwohl der eher Nonsens als Hoffnung verbreitet.
Witzbold einer Internetpartei"Speck für die Kiewer" verspricht der skurrile "Kandidat mit menschlichem Antlitz" auf Plakaten und posiert mit Kinderwagen als fürsorglicher Familienvater. Allein seine Zulassung war eine Überraschung. Aber die örtliche Wahlkommission beteuert, "Darth Vader" habe alle nötigen Dokumente fristgerecht eingereicht. Kurz zuvor hatte ihn die Zentrale Wahlkommission für die Präsidentenwahl noch abgelehnt.
Unter der Maskerade verbirgt sich ein Mitglied der Internetpartei IPU des Unternehmers Dmitri Golubow aus der Schwarzmeerstadt Odessa. In Wahlwerbespots zeigt sich "Darth Vader" mit seinen Sturmtruppen als Lokalpatriot, putzt Denkmäler und Bürgersteige.
Klitschkos dritter VersuchIronisch kündigt er an, die in der Ukraine verbreitete Vetternwirtschaft noch auszubauen. "Chewbacca übernimmt die Wohnungsverwaltung und die Umwelt, Meister Yoda die Finanzen und meinen Sohn mache ich zum Stellvertreter", bindet er andere berühmte "Star-Wars"-Charaktere ein.
Der Wirbel um den Film-Bösewicht stellt Klitschko in den Schatten. Zum dritten Mal bewirbt sich der ehemalige Sportstar um das Bürgermeisteramt - 2006 und 2008 war er jeweils klar gescheitert. Nun hat er extra seine Kandidatur bei der Präsidentenwahl zugunsten des Oligarchs Pjotr Poroschenko zurückgezogen. Der "Schokoladenzar" gilt als aussichtsreichster Kandidat.
Gänzlich unumstritten ist auch Klitschko nicht, der seinen Weltmeistertitel ablegen musste. Wegen seines politischen Engagements konnte und wollte er nicht zur Pflichtverteidigung antreten. Damals ging es noch um eine Öffnung des Landes in Richtung der EU.
"Schmutzkampagne" gegen Ex-Weltmeister?
Klitschko war an einer von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier forcierten Übergangslösung beteiligt, die den Präsident Viktor Janukowitsch einband. Kurz darauf erklärte das Parlament ihn für abgesetzt, er floh nach Russland. Julia Timoschenko kam frei, unbefleckt vom Kompromiss mit ihrem Erzfeind Janukowitsch. Doch auch ihr misstrauen viele Ukrainer.
Den Ex-Weltmeister belasten Gerüchte um Wählerkauf sowie zweifelhafte Mitarbeiter in seinem Team. Der Chef der Parlamentspartei Udar (Schlag) wehrt sich - das sei eine "Schmutzkampagne". In seinen Wahlkampfspots verspricht er Arbeitsplätze und Korruptionsbekämpfung.
Gemeinsam mit seinem Bruder Wladimir hat Vitali Klitschko außerdem der staatlichen Nationalgarde schusssichere Westen für den Kampf gegen die Separatisten finanziert. Die Einheit werde nächste Woche in die krisengeschüttelte Ost-Ukraine verlegt, sagte der frühere Boxprofi nach Angaben der Agentur Unian. "Die wirkliche Schutzweste für sie sind aber finanzielle und soziale Garantien auch für Ihre Familien."
Eher repräsentative Aufgaben
Der Bürgermeister hat seit einer Gesetzesänderung 2010 allerdings vor allem repräsentative Funktionen. Die wichtigen Entscheidungen fällt der Stadtvorsteher - und der wird vom Präsidenten bestimmt.
Klitschkos Erfolg in den anderthalb Jahren bis zur nächsten regulären Wahl in Kiew hängt damit vor allem vom Abschneiden seines Verbündeten Poroschenko bei der Präsidentschaftswahl ab. "Darth Vader" hat dagegen noch ein Eisen im Feuer, er kandidiert auch in Odessa.