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hier nochmal was aus Übersee: pc-1
Staat kontrolliert Anbau und Handel von [lexicon]Marihuana[/lexicon]
Tjerk Brühwiller, São Paulo 11.12.2013, 00:00 Uhr
Der uruguayische Senat hat nach einer zwölfstündigen und äusserst hitzigen Diskussion ein Gesetz verabschiedet, das Anbau, Handel und Vertrieb von [lexicon]Marihuana[/lexicon] unter die Kontrolle des Staates stellt sowie den Eigenanbau gewisser Mengen für den Eigenkonsum erlaubt. Konsumenten über 18 Jahren können sich künftig registrieren lassen und die Droge legal und zu einem günstigen Preis in lizenzierten Apotheken oder Lokalen erwerben. Als Obergrenze sieht das Gesetz eine Menge von monatlich 40 Gramm vor. Bereits heute ist der Konsum von [lexicon]Cannabis[/lexicon] in Uruguay straffrei. Das Unterhaus hatte dem Gesetz Ende Juli zugestimmt.
Handel und Gewalt eindämmen
Uruguay ist das erste Land, das eine derart weitgehende Legalisierung der Droge vorsieht. Ziel des Gesetzes ist es laut den Befürwortern, dem organisierten Verbrechen das Wasser abzugraben und den Drogenhandel sowie die damit verbundene Gewalt einzudämmen. Der Krieg gegen die Drogen sei gescheitert, erklärte Senator Roberto Conde, der das Gesetz im Namen der regierenden Mitte-Links-Koalition vertrat. Präsident Mujica nannte das Gesetz ein Experiment. Zweifel seien berechtigt, dürften einen aber nicht davon abhalten, neue Wege zu gehen.
Das Gesetz, das gegen das internationale Einheitsabkommen über Betäubungsmittel verstösst, ist äusserst umstritten. Die Debatte im Senat gestaltete sich hitzig. Da die Vertreter der Regierungskoalition jedoch geschlossen hinter dem Vorhaben standen, hatte die konservative Opposition keine Chance. Sie prüft nun die Möglichkeit eines Referendums. Ein solches hätte durchaus Chancen, ist doch die Mehrheit der Bevölkerung laut Umfragen gegen eine Liberalisierung. Widerstand kommt nicht nur aus der Politik, sondern zum Beispiel auch von Pharmazeuten und Psychiatern. Letztere stören sich vor allem an der Verharmlosung, welche das Gesetz vermittle.
Selbst einige Cannabis-Konsumenten stehen dem Vorhaben – vor allem wegen der darin vorgesehenen Registrierung – mit Vorbehalten gegenüber. Schätzungsweise 200 000 der 3,3 Millionen Uruguayer konsumieren [lexicon]Marihuana[/lexicon]. Die Zahl der Konsumenten hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt.
Kokain als wahres Problem
Experten haben Zweifel an der Wirkung des Gesetzes. Sie verweisen insbesondere auch darauf, dass ein unilaterales Vorgehen das Problem des Drogenhandels nicht lösen könne. Zudem dürfte das wahre Problem in Lateinamerika nicht der Handel mit [lexicon]Marihuana[/lexicon], sondern jener mit Kokain darstellen. Ob andere Länder der Region dem Beispiel Uruguays folgen, ist fraglich. Trotz Widerständen setzt sich in der Region jedoch allmählich die Einsicht durch, dass der Drogenkriminalität, die jährlich Tausende von Todesopfern fordert, mit blosser Repression nicht beizukommen ist. Selbst die Organisation Amerikanischer Staaten schlägt inzwischen eine graduelle Entkriminalisierung der Drogen vor.
Chill out. hemp_blatt