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hier mal was zur Medizin, doch die Skeptiker sitzen immer noch da und schauen zu, während andere leiden:
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High gegen den Schmerz
Wien. Matthias Strolz kann sich vorstellen, [lexicon]Marihuana[/lexicon] zu legalisieren, Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) nicht: In der ORF-Pressestunde hat sie sich gegen die Legalisierung, aber für die Entkriminalisierung von [lexicon]Cannabis[/lexicon] ausgesprochen. Der Neos-Chef Strolz hatte zuvor angeregt, [lexicon]Marihuana[/lexicon] solle nicht mehr vom Dealer, sondern in der Apotheke bezogen werden können.
Für den medizinischen Bedarf ist [lexicon]THC[/lexicon], der berauschende Bestandteil der Hanfpflanze, in Österreichs Apotheken bereits seit Jahren erhältlich. Dronabinol findet, zu Tropfen oder Kapseln verarbeitet, vor allem in der Schmerztherapie Anwendung. "Bei Patienten mit Querschnittslähmung oder Multipler Sklerose ist es sehr hilfreich", sagt Birgit Kraft, Oberärztin der Abteilung für spezielle Anästhesie und Schmerztherapie am AKH Wien. Auch Symptome während einer Krebstherapie könne es lindern, so Kraft, die seit über zehn Jahren mit dem Thema befasst ist: "Es hilft gegen Übelkeit, Erbrechen, Schlaflosigkeit und erleichtert den Umgang mit der Situation."
Dass das Medikament von den Krankenkassen selten bewilligt wird, kritisiert sie: "Sie konsumieren dann illegal, und das ist natürlich mit Gefahren verbunden: Man weiß nicht, was man kauft, der THC-Gehalt variiert zwischen eineinhalb und 20 Prozent." Außerdem könne Gras von der Straße [lexicon]Schimmel[/lexicon] oder Pestizidrückstände enthalten. Die WGKK sei eine der wenigen Kassen in Ostösterreich, die [lexicon]THC[/lexicon] auf Rezept bewilligt: "Burgenland und Niederösterreich sind extrem rigide."
WGKK gegen Freigabe: "Suchterzeugende Wirkung"
Dronabinol gäbe es "ausnahmslos bei therapieresistentem Erbrechen im Rahmen einer Chemotherapie" nur dann, wenn es "anders nicht beherrschbar" ist, heißt es seitens der WGKK auf Anfrage. Auch "bei spastischen Beschwerden bei Multipler Sklerose" werde es bewilligt. Als Schmerztherapie sei [lexicon]THC[/lexicon] in der Regel nicht vorgesehen, da hier "ausreichende Therapiealternativen zur Verfügung stehen." Die WGKK spricht sich gegen eine Legalisierung aus, "aufgrund der bekannten suchterzeugenden Wirkung".
"Das kann man so nicht sagen", erwidert Harald Sitte von der Pharmakologie-Abteilung der MedUni Wien. Lediglich eine "kleine Minderheit der Cannabisraucher" würde eine starke Abhängigkeit entwickeln. Von einem "sehr schwachen Suchteffekt bei [lexicon]Cannabis[/lexicon]" spricht auch Bernhard Ertl von der pharmazeutischen Abteilung der Apothekerkammer. Tabak mache stark abhängig und beinhalte "tausende krebserregende Stoffe".
Trotzdem spricht sich Sitte gegen eine Legalisierung aus und befürwortet den Zugang der Gesundheitsministerin: "Eine stark abhängig machende Droge wie Alkohol kann nicht mit einer harmloseren Droge ausgetauscht werden. Es wird nicht einfacher, wenn man eine weitere legale Droge einführt." Auch Kraft spricht sich gegen eine Freigabe aus: "Legalisierung macht es nicht kontrollierbarer." Zwar bringe staatlich geregelter Anbau wie in den Niederlanden mit standardisierten Qualitätskontrollen wesentliche Vorteile mit sich, aber das sei teuer.
Doch welche Wirkungen, positive wie negative, sind aus der medikamentösen Behandlung bekannt? Ertl berichtet, Dronabinol werde auch bei Migräne oder Alzheimer eingesetzt: "Man wird ruhiger, schläft besser, der Appetit steigert sich." Kraft berichtet, dass Dronabinol individuell dosiert wird: Manchen Patienten kämen mit 30 Milligramm pro Tag gut zurecht, anderen wären schon zehn Milligramm zu viel. Nicht selten würden Patienten die Behandlung wegen Müdigkeit, Schwindel oder Konzentrationsstörungen abbrechen.
Schmerzgesellschaft fordert Abbau der Bürokratie
Die Kombination von THC mit einer klassischen Opioid-Therapie sei besonders wirksam, betont Rudolf Likar, Generalsekretär der Österreichischen Schmerzgesellschaft, denn anders als Opioide würden Cannabinoide auch bei Überdosierung nicht zur lebensgefährlichen Atemdepression oder Unterdrückung der Abwehrfunktion gegen infektiöse Keime führen.
Angesichts dieses Nutzens sollten die Substanzen möglichst vielen Patienten zugänglich gemacht werden, so Likar. Die Legalisierungs-Diskussion dürfte keine ungünstigen Auswirkungen auf den Einsatz von Cannabis in der Schmerz- und Palliativmedizin haben, dafür sollten "Vorurteile und bürokratische Hürden" bei dem medizinischen Einsatz von Cannabis abgebaut werden. Likar: "Wünschenswert wäre eine Vereinfachung der Erstattung durch die Krankenkassen und dass zur Verschreibung kein Suchtgiftrezept mehr erforderlich ist."
Quelle:
High gegen den Schmerz - Wiener Zeitung Online
Chill out. hemp_blatt