Cannabis-Snacks erobern Marihuana-Markt in den USA
Joints rauchen war gestern: Im boomenden Marihuana-Markt der USA wollen Hersteller nun mit Cannabis-Snacks auch Nicht-Kiffer erreichen.
Pistazie-Minze, Erdbeer-Crunch, Cookies and Cream: Auf den ersten Blick lassen die bunten Verpackungen kaum ahnen, dass die Hersteller in die Schokoladentafeln eine Portion [lexicon]THC[/lexicon] gemischt haben. 100 Milligramm des Cannabis-Wirkstoffs stecken in jeder der dunkelbraunen Tafeln, und wer sie ohne Vorwarnung verspeist, dürfte nach spätestens zwei Stunden einen ordentlichen Rausch verspüren. Nicht nur aus „Pot“-Staaten der USA wie Colorado und Oregon sind die essbaren High-Macher nicht mehr wegzudenken.
Von Nebenprodukten eines vor allem aufs Kiffen konzentrierten Markts haben sich die als „Edibles“ bekannten Waren längst zu Rennern gemausert. Neben Brownies, Keksen und Süßigkeiten wie Gummibärchen und Bonbons bieten US-Produzenten inzwischen auch herzhafte [lexicon]THC[/lexicon]-Snacks an, etwa salzige Cracker in den Geschmacksrichtungen Knoblauch oder Rosmarin mit Cheddarkäse.
Einen Umsatz von 5,4 Mrd. Dollar (4,8 Mrd. € ) registrierte das Analyseunternehmen Arcview Market Research auf dem US-Markt für legale Marihuana-Produkte 2015 – 22,8 Mrd. Dollar (20,3 Mrd. € ) könnten es demnach schon im Jahr 2020 sein. Etwa die Hälfte davon machten „Edibles“ und andere mit [lexicon]THC[/lexicon] angereicherte Produkte aus, schätzt die Finanznachrichtenagentur Bloomberg.
„Nichtraucher-Produkte sind die Branche selbst“, sagt Adam Bierman, Geschäftsführer der kalifornischen Unternehmensberatung und Investmentgesellschaft Medmen. „In zehn Jahren werden Sie in einen Shop gehen mit ein paar vorgerollten Joints in der Ecke und der Rest werden alles Nichtraucher-Produkte sein.“ Doch auch Bierman, der als Kenner der Branche gilt und bei der Cannabis-Messe in New York ein dickes Geschäft mit „Pot“ voraussagt, klagt über fehlende Finanzquellen.
„Es ist immer noch sehr schwierig, Investoren zu finden“, bestätigt Bob Eschino, Gründer von „Incredibles“, einem der größten Anbieter essbarer Cannabis-Produkte in Colorado. Das auf Bundesebene nach wie vor als illegal eingestufte Marihuana schreckt Banken ab und versperrt Unternehmern so den Weg zu Krediten. „Unser gesamtes Wachstum kommt aus unserer eigenen Tasche“, sagt Eschino. Anleger suchten zudem nach schneller Rendite und stuften das grüne Geschäft immer noch als zu risikoreich ein.
Doch nachdem Colorado, Oregon, Washington und Alaska den Anfang mit der Legalisierung gemacht haben, könnten andere Staaten nachziehen und Investoren anlocken. Eschino, dessen bunte Schokoladentafeln im Handel für rund 23 Dollar (20,50 € ) zu kaufen sind, hat seine Augen auf Staaten wie Arizona und Massachusetts aber auch auf Kanada und Jamaika gerichtet. Die Vorschriften für Verpackung, Werbung und Produkt-Tests machen ihm die Sache nicht leichter. „Unser Ziel ist, ein nationales Unternehmen zu werden.“
Ein Global Player, der das Potenzial des Marktes erkannt hat, ist der US-Technologieriese Microsoft. Er verkündete am Donnerstag eine Zusammenarbeit mit dem Start-up „Kind Financial“, das Behörden die elektronische Nachverfolgung von Cannabissamen ermöglicht. So soll verhindert werden, dass diese für illegale Zwecke genutzt werden. „Kind Financial“ bietet Behörden Dienstleistungen rund um die Verwaltung legaler Marihuana-Aktivitäten an. Er sei „erfreut“ über die Unterstützung durch Microsoft, erklärte Unternehmenschef David Dinenberg.