Den finanziellen Irrsinn des Krieges gegen den Terror verdeutlicht kein Beispiel anschaulicher, wie das von US-General David Perkins.
Zumindest die Lacher hatte David Perkins auf seiner Seite. Und der General des US-Militärs konnte sich auch selbst ein Lächeln nicht verkneifen, als er auf einem Armee-Symposium in Alabama diese Woche von einem jüngsten Kriegsereignis (mutmaßlich) im Mittleren Osten erzählte - dabei war es eigentlich eher ein verlegenes Lachen.
Denn Perkins' Geschichte handelte davon, dass ein US-Verbündeter - der General sagte nicht, wer, wann und wo - von einer handelsüblichen Drohne angegriffen wurde. Der unbekannte Verbündete schoss das Plastikflugzeug mit einer Patriot-Missile ab, einer modernen Boden-Luft-Rakete.
"Es hat funktioniert. Sie haben sie abgeschossen. Okay, und wir lieben Patriot-Raketen. Ich weiß, dass sie Leute, die sie bauen und verkaufen, großartig sind. Das Problem ist aber: Auf einer kinetischen Ebene hat die Rakete gewonnen. Der Quadcopter, der 200 Dollar bei Amazon kostet, hatte keine Chance. Auf einer finanziellen Ebene bin ich mir aber nicht so sicher, ob da so eine gute Sache war."
Denn eine Patriot-Rakete kostet das Militär umgerechnet rund drei Millionen Euro, also ungefähr 15.000 Mal so viel wie der Quadcopter. Und das Feinde der USA solche kleinen Fluggeräte als Waffe einsetzen, ist keine Seltenheit mehr. ISIS etwa soll mehrere Quadcopter gegen die irakische Armee im Kampf um die Großstadt Mossul benutzt haben, indem sie Granaten an die Drohnen hefteten und über feindlichen Truppen auslösten.
"Wenn ich der Feind wäre", führt Perkins deswegen aus, "würde ich auf Ebay gehen und so viele Quadcopter für 200 bis 300 Dollar kaufen, wie ich könnte und die so lange auf uns schicken, bis uns die Patriot-Raketen ausgehen." Perkins erzählte die Anekdote in Alabama, weil er verdeutlichen wollte, mit welchen neuen Strukturen das Militär auf neue Bedrohungen reagieren muss. "Als wir das erste Mal mit unbemannten Flugobjekten umgehen mussten, war das für uns ein Luftverteidigungsproblem - denn die Quadcopter sind ja schließlich in der Luft."
In Wirklichkeit sei es aber eben kein Problem der Luftverteidigung, "sondern ein strukturelles Problem." Er meint damit, dass man neue Gefahren nicht mit alten Mitteln bekämpfen könne. So forsche das US-Militär derzeit etwa daran, wie man Quadcopter über Hackerangriffe gegen den Feind lahmlegen könne. Das wäre wesentlich preiswerter als Millionen Euro teure Raketen. "Es gibt aber noch eine Menge anderer Wege, wie wir darauf reagieren könnten."
Rein technisch betrachtet ist es übrigens eine Meisterleistung, dass eine Patriot-Rakete einen Quadcopter abschießen kann. Das Raketensystem existiert bereits seit mehr als 50 Jahren. Die Geschosse werden per Radar gelenkt und sind eigentlich dazu gedacht, andere Raketen in der Luft zu zerstören.