Vorwort:
Es gibt immer mehr Menschen die psychoaktiven Pilzen sehr zugeneigt sind, da diese jedoch entweder nur in der Natur zu gewissen Zeiten (und an speziellen Plätzen) zu finden sind, oder über nicht gerade vertrauenswürdige Dealer zu beziehen sind, zieht nun ein Teil der Konsumenten den Eigenanbau in Betracht.
Pilze zu kultivieren ist schon eine Sache für sich, es ist in keiner Weise mit der Kultivierung von Pflanzen zu vergleichen! Der Pilz bzw. das Mycel benötigt einen geeigneten sterilen Nährboden und spezielle Luftfeuchtigkeits- und Temperaturwerte, die von relativ geringen Toleranzen begrenzt werden.
Nichts desto trotz ist es nicht so schwer wie es vielleicht klingen mag. Wenn man die Grundregel des sterilen Arbeitens stets befolgt, ist die Erfolgsqoute sehr hoch.
Der Nährboden:
Als Nährmedium empfiehlt sich Roggen da er wesentlich resistenter gegenüber Kontaminationen ist, als Reismehl. Für dieses spricht allerdings, dass es den effektiv größten Nährwert für den Pilz aufweist und somit ein optimales (jedoch verhältnismäßig anfälliges) Substrat darstellt.
Im Folgenden werde ich beide Methoden genauer erläutern.
Das Roggensubstrat:
Roggen ist meist in Reformhäusern oder in Läden für Landwirt- Bedarf (>>Landforst<< (als Futtermittel, ~60 Cent für 2kg)) erhältlich.
Der Roggen, wenn er als Futtermittel bezogen wurde, muss meist durch >windsichten< von Resten der Ähren befreit werden. Bei Roggen als Nahrungsmittel aus dem Reformhaus, welcher wesentlich teurer ist, fällt dies natürlich weg.
Nun werden die noch harten, trockenen Körner in reichlich Wasser 12-24h eingeweicht. Anschließend wird das ganze etwa 10-20min leicht gekocht; Herdplatte abschalten und den Topf inklusive Inhalt, darauf langsam abkühlen lassen.
Die Roggen Körner sollten nun etwa 3mal so groß wie zu Beginn sein. Abfiltern bzw. Restwasser abtropfen lassen.
Das Reismehl Substrat:
Hierzu verwendet man, wie der Name schon sagt, Reismehl. Am besten ist >braunes Reismehl< aus dem Asia- Shop, normales geht allerdings auch, ist aber nicht die 1. Wahl.
Um das Substrat vor zu bereiten benötigt man eine weitere, essentielle Zutat: Vermiculit.
Vermiculit bekommt man z.B. im Zoofachhandel in verschiedenen Körnungen und Packungsgrößen.
Das Abmischen: Das Vermiculit wird mit dem Reismehl und Wasser im Verhältnis 2:1:1 abgemischt. Das Ergebnis sollte locker, leicht feucht und „knetbar“ sein.
Vorbereitung der Brutgläser:
Als Brutgläser eigenen sich Einmach- und Marmeladen Gläser 1a (350-500ml). Es ist darauf zu achten, dass der Deckel aus Metall ist!
In den Deckel werden nach unten gezeigtem Schema vorbereitet. Die Löcher, in die injiziert wird, sollten möglichst klein sein, gerade so, dass die Kanüle hindurch passt. Das ~1cm große Loch in der Mitte wird mit Filterwatte verschlossen und dient dem Gasaustausch (der Pilz benötigt Sauerstoff und produziert als Abfallprodukt Kohlenstoffdioxid).
Einbringen des Substrates in die Brutgläser:
Das gewählte Substrat wird nun in die vorbereiteten, gut ausgewaschenen, Gläser eingebracht. Dabei ist darauf zu achten, dass man 1. etwa 1-2cm unter dem Deckel freilässt (und abschließend gut reinigt!) und 2. das Substrat nicht zu sehr verdichtet.
Deckel drauf, fertig.
Sterilisieren der Brutgläser:
Im Idealfall geschieht dies mittels DDKT alias Dampfdruckkochtopf. Es geht allerdings auch ein ordinärer Topf mit Deckel, hat aber den entscheidenden Nachteil, dass es ~120min dauert und eben nicht das Optimum darstellt.
Im DDKT beträgt sich die Sterilisations- Zeit rund 90min. Man kann danach zu 99% sicher sein, dass das Substrat absolut steril ist.
Wichtig ist es die Gläser mit Alufolie ab zu decken, damit während dem Sterilisieren keine Feuchtigkeit mit der Watte in Kontakt kommt.
Die Gläser sollte man im DDKT abkühlen lassen, dazu nimmt man den Topf einfach von der Herdplatte und lässt ihn einige Stunden stehen.
Die Nährmedien können sowieso erst beimpft werden, wenn sie auf Zimmertemperatur abgekühlt sind.
Das Beimpfen:
Der Bereich, der dazu benutzt wird, muss vorher sterilisiert werden. Dazu versprüht man über der Arbeitsfläche und in der Luft 70%ige Isopropyl- Lösung.
Wenn man im glücklichen Besitz einer Sporenspritze ist, hat man hierbei einen kleinen Vorteil. Man kann diese allerdings auch selber herstellen, dazu später mehr.
Man kann entweder mittels Sporen, Sporenspritze und mit Mycel beimpfen, alle Methoden funktionieren.
Sporen: Man kratzt mit einem sterilen Messer ein paar Sporen von dem Print und streut diese so schnell wie möglich und möglichst ohne Umwege, in das Glas, welches nur sehr kurz geöffnet werden sollte. Man bedenke: in der Luft sind überall potentielle Kontaminate wie z.B. Simmelpilzsporen. Je länger das Substrat dieser Einwirkung ausgesetzt ist, desto größer ist die Gefahr einer Kontamination.
Sporen Spritze: Man desinfiziert mit einer ~70%igen Isopropanol- Wasserlösung den Deckel des Glases, lässt die Spitze der Injektions- Nadel unter einer Gasflamme (darf nicht rußen also keine Kerzen verwenden!) kurz rot aufglühen, lässt sie einige Sekunden abkühlen und durchsticht das Klebeband welches die Injektionslöcher abdeckt. In ein 400ml Glas wird nicht ganz 1ml Sporenlösung injiziert. Erneut zukleben.
Wichtig: die Nadel nach *jedem* Glas oder Kontakt mit etwas womöglich unsterilem *sofort* nochmals aufglühen; ansonsten besteht die Gefahr eine Kontamination von Glas zu Glas zu verbreiten.
Mycel: Hier ist es sehr ähnlich wie bei den Sporen: Man Hat z.B. eine Ager- Platte, die schön mit Mycel überzogen ist. Daraus wird ein kleines Stück mit einem sterilen, scharfen Messer herausgeschnitten und umgehend in das Glas verfrachtet. Deckel schießen, fertig.
Präventiv kann man das Mycel, welches von der Platte entnommen wurde, kurz in 0,2-0,5%ige H2O2 Lösung tauchen, um eventuellen Kontaminaten entgegen zu wirken.
Die Aufzucht Station:
Im Prinzip reicht eine Plastikbox die recht dicht ist um die RLF zu gewähren. Sie sollte ausreichen Platz bieten, für die entsprechende Anzahl an Gläsern, die man verwenden möchte.
Es empfiehlt sich am Boden der Box etwas (etwa 2-3cm) gut durchwässertes Perlit einzubringen (Feuchtigkeitsspeicher). Die Box wird von unten mittels Heizmatte auf etwa 28°C beheizt.
Die Gläser verweilen darin solange bis sie zu 100% durchwachsen sind; oder, im „worst chase“ aufgrund einer Kontamination entfernt werden müssen. Sollte dunkel aufbewahrt werden, da Licht dem Durchwachsen nicht förderlich ist.
Die Fruchtungsstation:
Eigentlich dasselbe wie die Aufzuchtstation, nur etwas andere Parameter.
Auch hier eignet sich eine entsprechende Plastikbox hervorragen. Die Beheizung erfolgt wie oben beschrieben. Hier wird allerdings deutlich mehr Perlit eingebracht, nämlich rund 5-6cm. Dies ist sehr wichtig, da die Pilze im Fruchtungsstadium eine sehr hohe RLF benötigen. Die Temperatur beträgt hier etwa 26°C. Ebenfalls muss für eine Lichtzufuhr gesorgt werden. Kein direktes Sonnen- oder Kunstlicht!
(Perlit ist z.B. beim >Baumaxx< als Dämmstoff in 100l säcken unter 15€ zu bekommen)
Das Einbringen der 100%ig durchwachsenen Kuchen in die Fruchtungsstation:
Die Station ist auf Temperatur und gut vorbereitet, es kann also losgehen.
Es gibt 2 Möglichkeiten:
Man kann die Gläser einfach öffnen und für 12h unter Wasser setzen (sprich das Glas randvoll mit Wasser befüllen), danach abgießen und vom Substrat bis zum Rand mit sterilisiertem Vermiculit auffüllen; Glas, bis auf die Öffnung, in Alufolie wickeln (damit kein Licht dort hinkommt, wo es nicht hin soll. Fertig.
Man kann die Kuchen aber auch nach dem Einweichen aus den Gläsern klopfen und kopfüber auf ein Stück Alufolie in die Box stellen.
Funktioniert beides, Variante 2 ist allerdings „gefährlicher“ denn das Mycel sollte *niemals* berührt werden.
Die Fruchtung:
Nach etwa 10 Tagen (+- 5 Tage ist keine Seltenheit, manchmal bis zu 14 (im Extremfall sogar 20) Tage) sollten sich dann endlich die ersten Pins zeigen, danach ist es eigentlich nur noch ernten und die Früchte seiner Arbeit genießen.
Die Pilze werden geerntet, kurz bevor sich die Kappe öffnet um zu vermeiden, dass Sporen auf das Substrat kommen und es so uU. sogar zerstören.
Die Pilze werden im Ganzen konsumiert, also Stiel und Hut (nicht das Substrat).
Durch leichtes Herausdrehen der Pilze kann man sie problemlos vom Substrat lösen. Dabei ist darauf zu achten, dass *keine* Reste verbleiben; diese könnten als Nährboden für z.B. Schimmel dienen. Die Pilze werden sparsam mit einem Messer vom restlichen Substrat/Vermiculit befreit.
Kontaminationen:
Der Feind jedes Hobby- Mykologen. Ist ein Kuchen einmal kontaminiert, so ist dieser nicht mehr zu retten! Auch wenn bereits Pilze von diesem Kuchen geerntet wurden, sind diese umgehend zu entsorgen. Es könnten sich Pilztoxine darin befinden!
Sie sind allerdings sehr einfach zu erkennen: alle Stellen die seltsame Verfärbungen aufweisen (Roggen: grün/blau oder braun/grau; Reismehl: hauptsächlich rötlich bis dunkelrot) und an dem derben Geruch des Kuchens.
= sofort entsorgen! Die Toxine können ernsthafte Intoxikationen beim Menschen hervorrufen!
Die Trocknung und Verarbeitung:
Ich persönlich trockne meine Pilze immer auf einer Wärmeplatte (Styroporplatte, darauf ist ein Heizkabel schlangenförmig verlegt, abgedeckt mit einer Aluminium Platte) bei knapp 30°C; schonend, effektiv und schnell.
Die Trockenen Pilze können so wie sie sind vakuumverpackt werden und sind im Kühlschrank mehrere Monate haltbar.
Man kann sie allerdings auch pulverisieren und in z.B. Gelatine Kapseln (Größe: 00) füllen, oder in Honig einrühren. Diese Methoden, dunkel, luftdicht und im Kühlschrank aufbewahrt, sind sehr lange haltbar.
Ebenso wie ein Schnapsansatz. Dazu pulverisiert man 25g trockene Pilze und fügt 80%igen Alkohol hinzu; ~3 Wochen ziehen lassen, abfiltern, fertig. 1cl/10ml entsprechen dann 1g Pilzmatereal.
Grüße Tomcat