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Cannabinoidsynthese und Gentechnik
Eine Nachricht die im Jahr 2011 für Aufregung sorgte, war die Entschlüsselung des [lexicon]Cannabis[/lexicon] Genoms.
Nun werden sich viele Grower fragen warum diese Entdeckung so wichtig ist
und welche Möglichkeiten sie uns bietet. In dieser, von kanadischen
Wissenschaftlern durchgeführten Studie, untersuchte man die beiden
Nutzhanf Sorten „Finola“ und „USO-31“ und verglich sie mit der
THC-reichen [lexicon]Sorte[/lexicon] „Purple Kush“. Man stellte sich die Frage, warum
Nutzhanf einen ganz anderen [lexicon]Cannabinoid[/lexicon] Genotyp besitzt, als die
THC-reiche [lexicon]Sorte[/lexicon] Purple Kush. Natürlich wurde der niedrige THC-Gehalt
bei Nutzhanf gezüchtet, doch das erklärt noch lange nicht warum einige
[lexicon]Marihuana[/lexicon] Sorten einen sehr hohen Gehalt von über 20% haben, die Menge
an [lexicon]CBD[/lexicon] aber verhältnismässig niedrig ist. Es muss also auch genetische
Unterschiede zwischen Nutzhanf und [lexicon]Cannabis[/lexicon] Sorten geben.
Bild 1: Erdbeer Trichome am Begin der Blüte
Bild 2: Milchige Trichome zeigen den Höhepunkt der THC-Synthese
Vor dieser Untersuchung war die Synthese von [lexicon]THC[/lexicon] und [lexicon]CBD[/lexicon] auf
genetischer Ebene kaum erforscht. Man konnte bis dahin nur wenige, an
der THC-Synthese beteiligte Enzyme identifizieren aber das Zusammenspiel
von Genen und den Cannabinoiden selber nicht komplett erklären. Erst in
dieser neuen Studie war es möglich 19.Gene zu charakterisieren, die
direkte Auswirkungen auf die THC/CBD-Synthese haben. Vor allem ein Gen,
mit dem Namen „AAE3“ scheint einen grossen Einfluss auf die Bildung
einer THC-Vorstufe zu haben, da es nur in Purple Kush erfolgreich
nachgewiesen wurde. AAE3 hat eine ähnliche Sequenz wie ein Gen, das bei
der „Ackerschmalwand“ gefunden wurde und das für die Bildung und
Aktivierung mittlerer und langkettiger Fettsäuren wie der „Carbonsäure“
verantwortlich ist. Cannabinoide sind im Grunde nichts anderes als
Polyketide. Das sind natürliche Stoffe die pharmakologische
Eigenschaften besitzen und die von sogenannten Polyketid-Synthasen
(Enzymen) gebildet werden. Bei der [lexicon]THC[/lexicon] und CBD-Synthese beginnt alles
mit der Bildung von Fettsäuren und den beiden Biomolekülen
„Geranyldiphosphat“ (GPP) und „Olivetolsäure“. Aus diesen beiden
Präkursoren oder Vorläufern, entsteht das [lexicon]Cannabinoid[/lexicon]
„Cannabigerolsäure“ oder abgekürzt auch „CBGA“. Anschliessend wird CBGA
durch Enzyme in „Tetrahydrocannabinolsäure“ umgelagert und durch
UV-Licht oder Hitze in das psychoaktive Delta-9-Tetrahydrocannabinol
umgewandelt.
Diesen gesamten Prozess unterteilt man nun in vier Stufen. Die
erste Stufe ist die Bildung und Aktivierung der Carbonsäure durch
spezielle Enzyme und Lyasen. Die zweite Stufe nennt man auch
„MEP-pathway“. Durch sie wird eine „prenyl-Seitenkette“ bereit gestellt,
die in der dritten Stufe, der „Geranyldiphosphat“ Bildung benötigt
wird. Zusätzlich wird eine „Aromatische Prenyltransferase“ (PT)
hinzugefügt. Diese ermöglicht eine Übertragung eines
„Oligoprenyldiphosphaten“ auf einen Aromaten unter Bildung einer
irreversiblen „CC-Bindung“. Erst das Prenyltransferase-Enzym ermöglicht
eine Biokatalyse von GPP und Olivetolsäure zu Cannabigerolsäure. In der
vierten und letzten Stufe wird CBGA durch Oxidation zu
„Hydroxycannabigerol“ und durch eine weitere Katalyse in
Cannabidiolsäure (CBDA) oder in Tetrahydrocannabinolsäure (THCA)
umgewandelt. Dabei wird jede dieser Stufen durch vier bis neun [lexicon]Gene[/lexicon]
reguliert. Darüber hinaus stellte man fest, das bei Nutzhanf und
Ruderalis Arten [lexicon]Gene[/lexicon] fehlen, welche eine Katalyse von CBGA in THCA
steuern. Bei THC-reichen Sorten werden dagegen die [lexicon]Gene[/lexicon] für eine CBGA in
[lexicon]CBD[/lexicon] Umwandlung nur sehr schwach exprimiert. Das erklärt warum
THC-reiche Sorten je nach Herkunft eine höhere oder eine niedrigere
CBD-Menge produzieren können, [lexicon]THC[/lexicon] aber in allen Nutzhanfsorten so gut
wie nicht vertreten ist. Die Polygene Eigenschaft der [lexicon]Cannabinoid[/lexicon]
Synthese ist bei Purple Kush und allen anderen THC-haltigen Genetiken um
ein vielfaches stärker ausgeprägt, als bei Finola oder USO-31. Das
heisst, das alle verantwortlichen [lexicon]Gene[/lexicon] früher und deutlich stärker
exprimiert werden als dies bei Nutzhanf Sorten der Fall ist. Auch die
Anzahl und die Kopien Protein codierender [lexicon]Gene[/lexicon] scheint bei THC-reichen
Sorten viel höher zu sein. Um die Expression noch genauer zu
untersuchen, entnahm man in verschiedenen Lebensphasen Gewebeproben und
verglich die Genexpression, der für die [lexicon]THC[/lexicon] und CBD-Synthese
verantwortlichen [lexicon]Gene[/lexicon]. Man stellte fest, das in Stamm.- und Wurzelzellen
während der gesamten Blütephase [lexicon]Gene[/lexicon] exprimiert werden, die Stufe 2 und
Stufe 3 der THC/CBD-Synthese regulieren.
[lexicon]Gene[/lexicon] welche für die vierte Stufe verantwortlich sind, wurden in den
Blüten selber, vor allem in der mittleren und späten Blütephase
exprimiert. Einige [lexicon]Cannabinoid[/lexicon] Vorstufen konnte man auch schon in der
Wachstumsphase in allen Gewebeproben nachweisen, auch wenn die stärkste
Expression in den Wurzeln deutlich niedriger ist, als die schwächste
Gen-Expression in allen den anderen Gewebearten. Durch eine
„SAGE-Analyse“ fand man zum Beispiel heraus, das „Purple Kush“ ein
Transkriptom von etwas über 32.000 Genen besitzt. Das heisst, das zu
einem bestimmten Zeitpunkt annähernd 25.000 - 30.000 [lexicon]Gene[/lexicon] aktiv sind
deren Transkripte in mRNA umgeschrieben werden. Die etwas veraltete
Vorstellung das ein Gen auch ein Protein ist, konnte schon vor Jahren
widerlegt werden. Meist wird ein Transkript zu mehreren aber ähnlichen
mRNAs umgeschrieben. So ist es möglich, das mehrere verschiedene
Prozesse mit einem einzigen Gen-Transkript ablaufen.
Um die Vererbungsmuster der für die [lexicon]Cannabinoid[/lexicon] Synthese
verantwortlichen [lexicon]Gene[/lexicon] zu untersuchen, kreuzte ein Biologe in den frühen
90er Jahren eine THC-haltige Genetik mit einer Nutzhanfsorte.
Die Pflanzen der F1-Generation besassen einen mittleren [lexicon]THC[/lexicon] und einen mittleren
CBD-Gehalt. Wie wir aus früheren Kapitel wissen, treten solche
Mischungen immer bei einem „intermediären Erbgang auf. Das würde
heissen, das die Eigenschaft der [lexicon]Cannabinoid[/lexicon] Synthese bei beiden
Elternteilen dominant vererbt wird. Um diese These zu stützen kreuzte
man anschliessend zwei F1-Pflanzen und erhielt in der F2-Generation
unterschiedliche Pflanzentypen im Verhältnis 1:2:1. Eine Pflanze hatte
einen hohen CBD-Gehalt aber kein [lexicon]THC[/lexicon], während eine andere weibliche
Pflanze einen hohen THC-Gehalt aber nur wenig [lexicon]CBD[/lexicon] enthielt. Die letzten
beiden Females waren wieder eine Mischung aus einem mittleren
CBD/THC-Gehalt. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, das es zwei
verschiedene aber miteinander verbundene Bereiche geben muss, auf denen
sich jeweils die [lexicon]Gene[/lexicon] für die THC-Synthese und die [lexicon]Gene[/lexicon] für die
CBD-Bildung befinden.
Neuste Analysetechniken bestätigten dieses Resultat abermals und
widerlegten gleichzeitig die frühere Meinung, bei der man davon aus
ging, das sich die [lexicon]Gene[/lexicon] für die THC/CBD-Synthese auf einem gemeinsamen
Genlocus befinden. Doch in wie können Grower, Züchter und Biologen von
diesen neuen Ergebnissen profitieren und die Erkenntnisse auch
umsetzten? Eine grosse Bedeutung kommt hier einem Thema zu, das die
meisten Grower eher abschreckt als wirklich interessiert. Es geht um die
Gentechnik und um das gezielte Verändern eines Genoms.