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Spektakulärer Filesharing-Beschluss: England schafft die Strafverfolgung von Raubkopierern ab.
Wer illegal herunterlädt, bekommt vier Mahnschreiben. Nach dem vierten Brief passiert – nichts.
Regierung und Industrie wollen ein "Bewusstsein für falsches Handeln" schaffen, aber nicht länger kriminalisieren.
Filesharing wird in England nicht mehr verfolgt
Wer Filme, Spiele und Musik illegal aus dem Internet herunterlädt, lebt gefährlich. In der Vergangenheit wurden Downloader wiederholt zur Zahlung astronomischer Summen verurteilt.
In Großbritannien wird sich das bald ändern. Schon 2015 wird die britische Regierung gemäß dem aktuellen VCAP-Beschluss (Voluntary Copyright Alert Programme) die Strafverfolgung von Raubkopierern einstellen. Dies sei das Ergebnis jahrelanger Gespräche zwischen Industrie und Internetanbietern.
Download ohne rechtliche Konsequenzen
Illegale Downloader erhalten demnach vier Mahnungen, werden diese ignoriert, folgen keine weiteren Konsequenzen. Zwar habe es durchaus Pläne einer anschließenden Strafverfolgung gegeben, diese seien aber schlichtweg nicht durchführbar. Damit sind Maßnahmen wie das in Frankreich praktizierte Abschalten der Internetverbindung nach dem dritten Verstoß oder weitergehende Strafverfolgung vom Tisch. Auch die lange diskutierte Filesharer-Datenbank verschwindet wohl endgültig in der Versenkung. Stattdessen setzt man jetzt auf eine Strategie der Aufklärung und Entkriminalisierung. Die folgenden britischen Unternehmen der Unterhaltungsindustrie sowie Internetanbieter haben den Beschluss unterzeichnet: Motion Picture Association, BPI, Sky Broadband, [lexicon]BT[/lexicon], TalkTalk und Virgin Media.
Geoff Taylor, CEO der BPI (British Recorded Music Industry), äußert sich zum Beschluss: "Wir wollen diejenigen überzeugen, die sich überzeugen lassen, so wie beispielsweise Eltern, die nicht wissen, was mit Ihrem Internetanschluss getrieben wird. Bei VCAP geht es nicht darum, jemandem den Zugang zum Internet zu verwehren. Es geht darum, innere Einstellungen zu ändern und ein Bewusstsein für diese Dinge zu schaffen, so dass die Menschen die richtigen Entscheidungen treffen können.
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Kein Schaden für die Industrie
Die Industrie scheint endlich begriffen zu haben, dass in der Vergangenheit die eigenen Versäumnisse auf die User abgewälzt wurden. Wo kein legaler Content angeboten wird, zwingt man Film-, Serien- und Musikfans in die Kriminalität. Deshalb weißt die BPI explizit darauf hin, dass man das Online-Angebot in der jüngsten vergangenheit deutlich ausgeweitet habe. Britische Nutzer haben demnach legalen Zugriff auf 20 Millionen Musikstücke, 38.000 Filme und 1,5 Millionen E-Books.
Erst kürzlich hat eine Studie, die über einen Zeitraum von sechs Jahren angelegt war, gezeigt, dass illegales Filesharing keinen negativen Effekt auf die Umsätze der Filmindustrie hat. Ein möglicher Verlust belaufe sich auf maximal 200 Millionen Dollar pro Jahr, das entspräche gerade einmal 0,3 Prozent des Gesamtumsatzes. Dagegen werde durch die verfrühte Veröffentlichung eines Films in Tauschbörsen sogar ein beträchtlicher Werbeeffekt erzielt.