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hab hier noch was gefunden. pc-1
Was alles für die Legalisierung von [lexicon]Cannabis[/lexicon] spricht
Es gibt gute Gründe, gegen den Konsum von Drogen zu sein. Das ist aber nicht gleichzusetzen mit dem Wunsch, sie auf ewig zu verbieten. Vielleicht führte ihre Freigabe sogar zu weniger Gebrauch.
Vor einiger Zeit schrieb ich an dieser Stelle einen persönlichen Essay darüber, wie schlecht meine Erfahrungen als Jugendlicher mit dem Rauchen von [lexicon]Cannabis[/lexicon] waren. Ich berichtete von einem damaligen Kumpel, der sich ins Frührentner-Nirwana kiffte und einem Bekannten, der in seiner Haschpsychose einen Teil seiner Familie auslöschte. Ich bekam daraufhin viel Lob und Häme, wie es ja auch sein sollte bei solch einem streitbaren Thema. Einige Kollegen klopften mir auf die Schulter, berichteten von Bekannten und Familienmitgliedern, die auf der grünen Droge "hängengeblieben" seien. Sie waren der Meinung, so ein Artikel, der auf die Gefahren des Cannabis-Konsums hinweist, sei "wichtig". Andere sahen das anders. Die Redaktion der "Titanic" veröffentlichte einen – zugegeben komischen – an mich adressierten "Brief an die Leser", in dem sie witzelte, am meisten hätte die "Titanic"-Redaktion schockiert, dass einer aus unserer Kiffer-Gruppe bei "Welt Online" gelandet wäre.
Damals schrieb ich im Fazit des Essays, man könne aus einigen Gründen [lexicon]Cannabis[/lexicon] legalisieren, wie etwa, dass damit der Kriminalität ein Nährboden geraubt würde. Dass gerade das Verbot für manche einen Reiz darstellen kann, im jugendlichen Wagemut Grenzen zu überschreiten. Aber nicht mit der Begründung, die Droge sei harmlos. Denn was [lexicon]Cannabis[/lexicon] mit dem menschlichen Hirn machen kann, zeigt etwa das klägliche Ende des kiffenden Reggae-Gottes Bob Marley. Eine Krebserkrankung in einem Nagelbett ließ er nicht durch eine Amputation des Zehs eindämmen, da er sich – offenbar als Opfer einer Haschpsychose – nicht von bösen westlichen Medizinern aus "Babylon" (das Sinnbild für alles Böse im Rastafarianismus) behandeln lassen wollte.
Der Krebs fraß sich schließlich durch seinen Körper und tötete ihn im Jahr 1981. Eine traurige Fußnote zum Ende des jamaikanischen Superstars: Kurz vor seinem Tod wandte er sich in seiner Verzweiflung an den deutschen Wunderheiler Dr. Josef Issels, der die klassische Medizin auch als ehemaliger SS-Arzt erlernt hatte. Dieser SS-Arzt konnte ihm aber auch nicht mehr helfen.
Gedanken eines Großdealers
Nachdem mein Essay veröffentlicht worden war, traf ich einen Cannabis-Großdealer, der meinen Text gelesen hatte. Nennen wir ihn Hans. Hans berichtete mir davon, wie er in einer westdeutschen Großstadt sehr erfolgreich High-End-Cannabis anbaut und verkauft. Er stimmte mit mir überein, was die potenzielle Gefährlichkeit der Droge angeht. Aber was die Kriminalisierung der Droge betrifft, hatte er eine ganz klare Meinung. Er sagte, die Kriminalisierung sei "debil".
Die Meinung dieses intelligenten Mannes beeindruckte dadurch, dass er durch die Kriminalisierung von [lexicon]Cannabis[/lexicon] viel Geld verdient. Trotzdem plädierte er für eine Legalisierung.
Seine Argumente ließen sich im Hauptsächlichen auf folgende Punkte herunterbrechen. Zum einen, so sagte er, sei die Droge so oder so überall erhältlich. Das stimmt. In den meisten deutschen Großstädten – sei es im Berliner Görlitzer Park, in der Hamburger Sternschanze oder im Frankfurter Bahnhofsviertel – ist der Erwerb von [lexicon]Cannabis[/lexicon] ähnlich unkompliziert wie das Kaufen einer Kiste Bier im Supermarkt.
[lexicon]Cannabis[/lexicon] aus deutscher Wertarbeit
Durch die Kriminalisierung aber, so sagte Hans, gäbe es im Unterschied zum Bier im Supermarkt keinerlei Kontrolle darüber, wer das – besonders für jugendliche Hirne – gefährliche [lexicon]Cannabis[/lexicon] kaufe. Der Dealer im Park fragt im Zweifel nicht nach einem Personalausweis.
Hans meinte durch eine Legalisierung und die großen Mengen an Steuereinnahmen, die diese dem Staat bringen würde, könnte man wirksame Aufklärungskampagnen starten, ähnlich wie das auch beim Tabak erfolgreich getan wurde. Tatsächlich ist der Tabakkonsum stark rückgängig.
Man könnte, so sagte Hans, Warnhinweise veröffentlichen, Hotlines einrichten, an deren Ende Psychologen "hängengebliebene" Haschopfer betreuen würden. Man könnte das Problem offensiv angehen, anstatt es durch eine Kriminalisierung unter den Teppich zu kehren. Und jene Cannabis-Konsumenten, die – wie auch Hans, der pures Gras in Mengen raucht – kein Problem mit der psychischen Verträglichkeit hätten, würden legal hochqualitatives in "deutscher Wertarbeit" hergestelltes [lexicon]Cannabis[/lexicon] kaufen können.
Schwarzgeld für weitere Straftaten
Dann brachte Hans ein weiteres Argument hervor, dessen Plausibilität sich schwer bestreiten lässt. Der Cannabis-Handel ist ein Milliardengeschäft. Der illegale Verkauf von [lexicon]Cannabis[/lexicon] etwa in den USA übersteigt das Geldvolumen des dortigen Handels mit Mais und Getreide. Der "War on Drugs", der die USA bereits eine Billionen Dollar gekostet haben soll, gilt als gescheitert. Die Legalisierung in einigen US-Bundesstaaten ist die Konsequenz.
Und all das schöne Geld, die Arbeit, die für den illegalen Erwerb des grünen Gleichmachers ausgegeben wird, verschwindet dann in schwarzen Kanälen.
Die Dealer müssen ihr Bargeld waschen. Das Geld, welches sie nicht durch die Investition in Immobilienprojekte, Kunstwerke, Restaurants und Imbissbuden "ins Reine" bringen können, geben sie dann oft für die Finanzierung weiterer Straftaten aus. Sie kaufen Hehlerware und Waffen, um sich zu schützen. "Das ist ein riesiger Rattenschwanz", sagte Hans. Er fand außerdem, die freie Entscheidung über den Konsum von [lexicon]Cannabis[/lexicon] sollte einem Bürger in einer liberalen Gesellschaft zugemutet werden dürfen. Ähnlich wie das bei den Drogen Alkohol und Tabak der Fall ist.
Hans zog als ein positives Beispiel Portugal heran, wo [lexicon]Cannabis[/lexicon] und andere Drogen bereits Anfang der 2000er entkriminalisiert wurden. Der allgemeine Konsum soll dort nicht gestiegen, die Kriminalität zurückgegangen und der Konsum bei Jugendlichen sogar leicht gesunken sein.
"Legalize it"
Nach meinem ersten Gespräch mit Hans forderten über 100 deutsche Strafrechtsprofessoren vom "Schildower Kreis" mit ganz ähnlichen Argumenten wie der Großdealer eine Legalisierung von [lexicon]Cannabis[/lexicon] in Deutschland. Die Professoren, die vom Bundestag die Überprüfung des Betäubungsmittelgesetzes einklagen, kamen zu dem Schluss, dass die "strafrechtliche Prohibition gescheitert, sozialschädlich und unökonomisch" sei. Ähnlich wie Hans führten sie "gigantische Profite" durch den illegalen Drogenhandel an, die organisierte Kriminalität und den Schwarzmarkt begünstigen würden.
Die 122 Professoren verwiesen des Weiteren auf die Finanzierung des internationalen und lokalen Terrorismus durch Drogengelder. Und auch sie sahen mit dem Ende der "Prohibition" und den dadurch frei werdenden und generierten Geldern die Möglichkeit der Aufklärung und Prävention, die wirksamer sei, als gescheiterte Verbote.
Wenn sogar diese gebildeten Unterzeichner, die sicher nicht allesamt Dreadlocks tragende, naive Cannabis-Verherrlicher sind, eine Legalisierung von [lexicon]Cannabis[/lexicon] in Deutschland fordern, bleibt eigentlich nur noch eine Möglichkeit: Peter Tosh zuzustimmen. Der Mitbegründer des Reggae sang schon 1976: "Legalize it".
Chill out. hemp_blatt