Ging die bayerische Polizei bei der Durchsuchung einer Regensburger Kiffer-WG illegal vor? Genau das wirft ein anonymer Autor in einem Artikel vor. Es geht um eine Leibesvisitation, Handschellen und offenbar falsches Verhalten der Polizei.
Es ist eine schräge Geschichte, die die Beteiligten anonym in der deutschen Ausgabe des „Vice“-Magazins schildern. Der Titel: „Wie sich eine ganz normale Hausdurchsuchung in Bayern anfühlt.“ Seit sie am Mittwoch veröffentlich wurde, schlägt sie Wellen im Internet. Was war passiert?
Nach einem Konzert kommen sechs Freunde gegen „1 oder halb 2 Uhr nachts“ nach Hause. „Wir hatten etwas Gras geraucht und waren nicht ganz nüchtern, und wohl auch nicht ganz leise, was die sensiblen Nachbarn dazu veranlasst hat, die Polizei zu rufen“, berichten sie im Magazin
Schon bald stehen zwei Beamte vor der Tür. Die Musik solle ausgemacht werden, fordern sie. Außerdem fallen den Polizisten die roten Augen eines Beteiligten auf. Doch sie ziehen ab, ohne weitere Maßnahmen.
Mündlicher Durchsuchungsbefehl?
15 bis 20 Minuten später, so berichten es die Betroffenen kommt es dann zum Sturm der Wohnung. Ein junger Mann geht an die Tür. Durch das Guckloch ist niemand zu sehen. Er öffnet. Acht oder neun Polizisten stürmen herein. Der Mann wird auf einen Lautsprecher geschubst, holt sich leichte Verletzungen.
„Ich forderte laut und deutlich einen Durchsuchungsbefehl“, heißt es im „Vice“-Bericht. „Mir wurde nur geantwortet, dieser sei mündlich erteilt worden.“
Die Bewohner der WG sehen sich im Recht, drohen mit dem Anwalt. Die Polizisten antworten angeblich, dass sie im Falle eines Anrufs die Handys konfiszieren, außerdem drohen sie mit dem Anlegen von Handschellen. Und lassen Bemerkungen fallen wie: „Wir hatten einfach mal wieder Bock, eine Wohnung hochzunehmen".
Leibesvisitation der einzigen anwesenden Frau
Trotz lautstarken Protests machen die Polizisten weiter. „Ohne Ankündigung“ gehen sie in die Zimmer der WG-Bewohner. „Das Eigenartigste an der Durchsuchung war“, berichtet ein Bewohner später, „dass die Beamten zwar viel Unordnung anrichteten, aber offenbar kein Interesse hatten, wirklich besonders intensiv zu suchen“. Das Ergebnis der Durchsuchung: Ein halbes Gramm [lexicon]Cannabis[/lexicon].
Während die anderen Beamten in den Zimmern sind, kommt es laut Zeugenberichten zum Eklat: Eine Polizistin nimmt die „einzige anwesende Freundin mit ins Bad, wo sie sich komplett ausziehen musste“. Als sie dann nackt ist, verliert die Beamtin aber anscheinend das Interesse – „es ging wohl nur um die reine Erniedrigung“.
Nach einer Stunde ist der Spuk vorbei. Die Folge: Probleme mit der Hausverwaltung, die keine „Schwerkriminellen“ in der Wohnung haben will. Außerdem hätte einer der Beteiligten Schlafprobleme. „Es hat auch nichts mit ‚Kifferparanoia‘ zu tun, dass ich jetzt Panik bekomme, wenn ich hinter mir auf der Straße eine Polizeisirene höre - vorher war das nie so“, berichtet der junge Mann im „Vice“-Magazin.
Hat der Einsatz so stattgefunden?
Soweit die eine Seite – doch hat der Einsatz wirklich so stattgefunden? Die Pressemitteilung der Polizei Regensburg klingt deutlich nüchterner. Und außerdem ist die Rede von einer größeren Drogenmenge:
Polizeibeamte seien aufgrund „mehrerer Ruhestörungen“ gegen 2 Uhr gerufen worden. Schon an der Wohnungstür sei den Einsatzkräften „deutlicher Marihuanageruch“ entgegengeschlagen. Bei „Kontrollmaßnahmen“ seien „mehrere Gramm Marihuana“ und „diverse Rauschgiftutensilien“ gefunden worden. Gegen zwei der anwesenden Personen sei ein Strafverfahren wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz eingeleitet worden
„Mittelbayerische Zeitung“ berichtet nun, dass der Polizei in Regensburg die drastischen Vorwürfe gegen die Polizeibeamte neu sind. „Wir wollen und müssen das nun intern thematisieren“, sagte ein Sprecher zu der Zeitung. Denn: „Wenn das so abgelaufen ist, besteht Handlungsbedarf.“