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Cannabis? Kommt in Bayern gar nicht in die Tüte
Inzwischen können sich viele den kontrollierten Genuss weicher Drogen vorstellen. Doch die Staatsregierung lehnt die Freigabe von Cannabis weiter ab. Grund ist die hohe Zahl von Drogentoten in Bayern.Das schlichte Einfamilienhaus in Oberau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen entpuppte sich als gut getarntes Gewächshaus. Neben 245 Hanfpflanzen fanden Drogenfahnder ein ausgeklügeltes System zur Temperatursteuerung. Außerdem eine komplexe Belüftungs- und Bewässerungsanlage. Im großen Stil baute hier ein 52-Jähriger Cannabis an – zu Therapiezwecken, wie der frühere Papierkaufmann sagt. Nach einem Arbeitsunfall leide er an unerträglichen Schmerzen, die er mit Cannabis-Keksen lindere, die er auch verkaufte.
Jetzt steht der Mann in München vor Gericht. Es geht um einen offensichtlich gravierenden Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz. Einerseits. Andererseits liest sich die Anklage zumindest in Teilen wie ein Debattenbeitrag in der seit einiger Zeit schwelenden Diskussion um Legalisierung von Cannabis. Denn der Angeklagte ist kein Einzelfall.
Pro Jahr entdecken Fahnder 50 Indoor-Plantagen
Mehr als 50 solcher Indoor-Plantagen entdecken die Fahnder pro Jahr, heißt es beim Landeskriminalamt. In den USA ist der Cannabis-Konsum schon in 23 Bundesstaaten erlaubt, in Deutschland ist die Legalisierung spätestens wieder Thema, seit Grünen-Chef Cem Özdemir mit einer Hanfpflanze auf seinem Balkon abgebildet wurde.
In einer Petition an den Bundestag sprachen sich vergangenes Jahr 32.000 Unterzeichner für den legalen Besitz und "maßvollen Anbau von Cannabis" aus. In Bayern wird ein entsprechendes Volksbegehren vorbereitet – knapp 19.000 der notwendigen 25.000 Unterschriften sind dafür schon zusammengekommen.
In der Gesellschaft zeichnet sich ein Umdenken ab
In der Gesellschaft zeichnet sich ein Umdenken bei den weichen Drogen ab. Einen Joint hier und da haben viele schon geraucht. Der kontrollierte Genuss scheint plötzlich vorstellbar. Doch speziell die bayerische Drogenpolitik dreht sich im Kreis – und jetzt sieht es so aus, als wäre sie endgültig in eine Art Schockstarre verfallen.
In keinem anderen Bundesland wird der Anbau oder der Besitz von illegalen Drogen wie Cannabis so verfolgt und hart bestraft wie in Bayern. "Wir dulden in Bayern keine rechtsfreien Räume und keine Form von Drogenszenen", heißt es im Innenministerium.
Polizei und Justiz fahren einen strikten Null-Toleranz-Kurs. Hauptziel sei, möglichst viele Menschen vom verhängnisvollen Einstieg in eine Drogenkarriere abzuhalten, heißt es im Innenministerium. "Die gesundheitlichen Folgen eines Cannabis-Konsums sind gravierend, gerade für Jugendliche. Eine Legalisierung – auch in einem Modellversuch – würde nur neue Konsumenten erzeugen", erklärt der gesundheitspolitische Sprecher der CSU-Fraktion im Landtag, Bernhard Seidenath.[...]
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Die Welt