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Joint kreiste im Neumarkter Faberpark

  • NEUMARKT - Das eine Gramm Hasch war sozusagen der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ein 19 Jahre alter Bursche aus dem Landkreis, der seit Jahren tief im Drogensumpf steckt, muss, weil eine offene Bewährungsstrafe eingerechnet wurde, für ein Jahr und neun Monate in Jugendhaft.


    Aufgeflogen war eine traute Runde von drei jungen Kerlen, die letzten Sommer im Faberpark einen Joint kreisen ließen, weil die Polizei das Telefon eines der Beteiligten überwachte. So ergaben sich Hinweise auf den Stoff und die Namen.


    Dass er die Tüte gedreht hatte, räumte der Angeklagte freimütig ein, aber dass er den Rest des Krümels Haschisch verschenkt haben soll, daran wollte oder konnte er sich nicht mehr erinnern. Da auch der angeblich Beschenkte erhebliche Erinnerungslücken hatte, beschloss Jugendrichter Danny Schaller auf Antrag von Staatsanwältin Lora Schmollinger das Verfahren in diesem Punkt einzustellen. Die beiden Schöffen stimmten zu.


    Aufschlussreich war, was Bewährungshelfer Rudolf Vogel über seinen Klienten zu sagen hatte. Der sei nicht der typische Drogentäter, sondern ein zutiefst unsicherer, in sich gekehrter Jugendlicher auf der Suche nach dem Mannsein und dem Selbstwertgefühl. Crystal Speed habe ihn seine Scheu vergessen lassen, Macho-Attitüden geweckt, ihm die Hemmungen genommen, Mädchen anzusprechen und in der Gruppe habe er sich eine trügerische Bestätigung geholt. Diese Wirkung des Rauschgifts gerade auf unfertige Persönlichkeiten werde unterschätzt, gab Vogel zu bedenken. Seit 2013 kümmere er sich um den jungen Mann und er habe leider feststellen müssen, dass der immer weiter in der Drogenszene versinke.


    Volle Härte des Strafrechts
    Dabei hatte der heute 19-Jährige schon bei seiner ersten Verurteilung die volle Härte des Jugendstrafrechts spüren müssen. Denn damals wurden ihm über 40 Delikte in Zusammenhang mit diversen Drogen zum Vorwurf gemacht. 14 Monate Haft musste er als Bewährungsversager schließlich absitzen. 2014 bekam er erneut wegen zahlreicher einschlägiger Delikte eine Haftstrafe von einem Jahr und sechs Monaten aufgebrummt. Die Bewährung hatte er sich nun mit der Kifferrunde im Faberpark vermasselt.


    Petra Engster von der Jugendgerichtshilfe ließ keinen Zweifel daran, dass der Angeklagte, der schon als Kind psychische Probleme hatte, weit davon entfernt ist, sich wie ein Erwachsener zu benehmen. Bei der Befragung habe er versichert, dass er künftig mit seinem großen Bruder und dessen Freunden Umgang pflegen und raus wolle aus der Drogenclique.
    Sein Bewährungshelfer hörte es mit kritischer Miene. Er zweifelt daran, dass der junge Mann tatsächlich bereit ist, sich von den Kumpeln abzunabeln. Auch der Therapie habe er sich nach eigener Aussage nur unterzogen, um bei der Bestrafung glimpflicher davon zu kommen.


    Angebote im Jugendknast
    So sah Staatsanwältin Lora Schmollinger keine ausreichend günstige Prognose, um eine unausweichliche Freiheitsstrafe auf Bewährung auszusetzen. Sie forderte ein Jahr und neun Monate unter Einbeziehung der 18 Monate, die noch von der letzten Verurteilung ausstehen.


    Verteidiger Hubert Distler räumte ein, dass es schwer sei Gründe zu finden, die nochmals für eine Bewährung sprechen würden. „Aber was tut mein Mandant im Gefängnis? Er alles über sich ergehen lassen.“


    Er habe nur die Hoffnung, sagte Richter Schaller, dass der Angeklagte die Chancen nutzt, die ihm die Angebote in der Jugendhaft bieten. Drei Monate für einen Joint sei hart, aber leider sei er zu spät erwischt worden, um ihn noch einfangen zu können.


    Nur Lippenbekenntnisse?
    Die Behauptung des jungen Mannes, er lasse schon seit Monaten die Finger von harten Drogen und seit Jahresbeginn auch von weichen, nahm der Richter als reine Lippenbekenntnisse. „Das haben Sie jedes Mal gesagt und nie gehalten.“ Er müsse sich endlich klar darüber werden, dass die vermeintliche Anerkennung, die er in der Gruppe oft deutlich cleverer Burschen genieße, eine hohle Sache sei. „Nur wenn Sie Stoff verteilen, sind Sie kurz der Oberchecker.“


    Schaller folgte dem Antrag der Staatsanwältin, verzichtete aber darauf, dem arbeitslosen jungen Mann die Kosten des Verfahrens aufzubürden. Der nahm die Strafe mit einem schüchternen Lächeln an.


    CHRISTIAN BIERSACK


    quelle:
    Joint kreiste im Neumarkter Faberpark - Neumarkt - nordbayern.de

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