Der biologische Anbau in der Praxis
Das Saatgut
Wie ich bereits erwähnte, beginnt der biologische Anbau bereits mit dem Saatgut. Biologisch erzeugtes oder auf konventionelle Weise erzeugtes Saatgut, hat nach meinem derzeitigem Wissensstand keinen Einfluss darauf, wie sich die Pflanze entwickeln wird (Ich bin mir jedoch sicher, dass es Unterschiede gibt, wenn auch keine messbaren). Wobei man jedoch sagen muss, dass sich eine Genetik, welche wild ist oder eine die Jahre lang biologisch angebaut wurde, sich an natürliche [lexicon]Nährstoffe[/lexicon] gewöhnt hat.
Landrassen vertragen keinen Kunstdünger und wenn dann nur in sehr geringen Mengen.
Bio-Saatgut zu erwerben hat viel mehr einen moralischen und idealistischen Wert. Wer Bio-Saatgut erwirbt, unterstützt damit Menschen, die sich um die Natur und um ihre Umwelt kümmern und sich Gedanken darüber machen.
Die Erde
Erde als Substrat für den biologischen Anbau zu verwenden, ist für mich ein Muss. Es gibt jedoch auch Bio-Anbauprogramme namens „Bioponik“ für hydroponische Systeme. Oder aber auch die biologische Form der Aquaponik, wo im Wasser lebende Kleinstlebewesen und Fische für die [lexicon]Nährstoffe[/lexicon] in Form von Ausscheidungen sorgen.
Die Basis meiner Erde bildet „Biocanna Bio Terra Plus“ von Canna und Reste alter konventioneller Erden. Aus der alten konventionellen Erde wird mit der Zeit automatisch Bioerde. Die restlichen künstlichen Düngestoffe werden aufgebraucht, zersetzen sich und werden abgebaut und die Erde „gesundet“ wieder.
Jahr für Jahr verwende ich immer wieder die selbe Erde, bereite sie im Frühjahr für die kommende Saison vor und mische sie mit Kompost aus dem vorherigem Jahr.
Um die Erde vorzubereiten und aufzufrischen, verwende ich 5 Grundlegende Zutaten.
Zunächst sammele ich die Erde auf einem Haufen. Dann entferne ich nur die Hauptwurzel der Pflanzen, welche vorher darin wuchsen. Die feinen Wurzeln verbleiben in der Erde und werden nur aus dem Teil heraus gesiebt, welcher für die künftige Anzucht von Samen oder Stecklingen gedacht ist. Die feinen Wurzeln, die in der Erde verbleiben, geben der Erde eine schöne, lockere, luftige Struktur. Auch werden [lexicon]Nährstoffe[/lexicon] aus den Wurzeln freigesetzt sobald sie sich zersetzen. Eine Vollständige Zersetzung dauert etwa ein Jahr, deshalb kommt es auch nicht zu einem Übermaß an Wurzeln in der Erde.
Viele Grower haben Angst davor die alte Erde wieder zu verwenden. Sie haben große Bedenken, es können sich schädliche Wurzelpilze ausbreiten oder es könnten sich Schädlinge „bilden“. Das ist jedoch bei einer Bioerde, welche sich im Gleichgewicht befindet sehr unwahrscheinlich. In einer guten Bioerde leben Unmengen an Mikroorganismen, die verhindern, dass es zu einer Ausbreitung von schädlichen Pilzen kommt. Schädlinge bilden sich auch nicht aus heiteren Himmel, wenn es vorher keinen Befall gab, wird es in dem nächsten durchlauf auch keinen geben. Es sei denn sie gelangen bei der Lagerung der alten Erde in das Substrat. Generell sind Pflanzenkrankheiten, schädliche [lexicon]Pilze[/lexicon] und eine für die Pflanze bedrohliche Menge an Schädlingen immer auf ein Ungleichgewicht in der Erde oder auf die umliegende Umwelt (im Indoorbereich, auch die Bedingungen) zurück zu führen. Da die meisten von uns Indoorgrowing betreiben, liegt ein Schädlingsbefall an dem nicht Vorhandensein von Nützlingen. Damit muss man leben.
Sobald ich die alte Erde zusammengetragen habe, breite ich sie im Rechteck oder im Quadrat aus. Dabei achte ich darauf, dass sie gleichmäßig hoch ist. Aus der Höhe, Länge und Breite berechne ich dann das Volumen, um die richtige Menge an biologischen Stoffen ausbringen zu können.
--------------- 1. Mai 2016, 21:06 ---------------
Die 5 Grundstoffe die ich ausbringe sind:
1) Hornspäne: Hornspäne ist stark Stickstoffhaltig und somit vor allem für das vegetative Wachstum wichtig. Sie wirkt Langanhaltend, bis zu 12 Monaten. Die Wirkdauer ist abhängig von der Partikelgröße der Späne. Feine Späne wird schneller zersetzt, der enthaltende Stickstoff ist dadurch schneller in großen Mengen verfügbar und dadurch effektiver. Grobe Späne brauch länger bis sie sich zersetzt und gibt den Sticksoff langsamer, dafür aber länger ab. Eine Mischung aus grober und feiner Späne ist wohlmöglich die beste Lösung.
2) Guanokalong: Guanokalong-Flerdermausdung ist ein super Produkt. Es enthält vor allem Phosphor und ist damit wichtig für die Blütephase als auch für das Wurzelwachstum. Neben hohen Mengen an Phosphor enthält es auch viele Spurenelemente und jeweils 2% Stickstoff und Kalium. Fledermauskot gebe ich am Anfang in geringeren Mengen als empfohlen hin zu. Der Grund ist, dass die meine Samen-Pflanzen zunächst in der Erde wachsen und gute Wurzeln ausbilden sollen. Hohe Mengen an Phosphor werden jedoch erst in der Blüte benötigt. Also dünge ich erst zu einem späteren Zeitpunkt mehr mit Fledermausdung.
3) Urgesteinsmehl: Urgesteinsmehl wirkt Bodenverbessernd und enthält viele wichtige Spurenelemente. Darunter auch Magnesium, Calcium und eine große Menge Eisen. Viele wichtige Mikroorganismen ernähren sich von Urgesteinsmehl.
4) Neempresskuchen: Neempresskuchen ist ein super Produkt. Es sind die ausgepressten Samen des Neembaums. Der Presskuchen enthält einen Restölgehalt von etwa 2-3%, daneben enthält er auch noch andere nützliche Stoffe, welche sich in dem gepressten Öl nur in sehr geringen Mengen finden lassen. Ich verwende es als Prophylaxe gegen Schädlinge und finde, dass es deutlich besser wirkt als das daraus gewonnene Öl. Es enthält aber auch ein paar [lexicon]Nährstoffe[/lexicon].
5) Kompost: Kompost enthält alle wichtigen [lexicon]Nährstoffe[/lexicon] die von Pflanzen benötigt werden. Mit dem Kompost impfe ich auch meine Erde mit Unmengen an wichtigen Mikroorganismen. Kompost ist einer der wichtigsten Komponenten in einem fortgeschrittenen biologischen Anbau. Er ist auch wichtig für die Humusbildung und die Bildung von Ton-Humuskomplexen. Er enthält auch bereits Ton-Humuskomplexe. Ton-Humuskomplexe sind (diktieren Seite 127 unten . . . . )
Vor kurzem habe ich in einem Dehner-Gartencenter eine Erde namens „Palaterra“ entdeckt. Es handelt sich dabei um die von der Herstellungsmethode der bereits erwähnten Terra Preta ähnelt. Die Palaterra Erde ist eine nährstoffreiche Bioerde, welche durch Kompostierung und [lexicon]Fermentation[/lexicon] tierischer und pflanzlicher Stoffen und mit Hilfe von Pilzen, Bakterien und Kohle entsteht. Sie ist Torf frei und wird in Deutschlad hergestellt und ist nur über den Hersteller oder über Dehner- Gartencenter erhältlich. Sie ist auch recht teuer aber auch sehr vielversprechend. Weitere Information zu dieser Erde findet man auf der Homepage des Herstellers: http://www.palaterra.eu
Als Einstieg in den biologischen Anbau würde ich eine 50:50 Mischung aus Palaterra und Bio Terra
Da meine Erde jedes Jahr aufs Neue eine solch Grundüngung bekommt, dünge ich in einem Anbauzyklus nur etwa 2-3 mal in der vegetativen Phase und etwa 2-4 mal in der Blütephase. Dann aber auch nur in geringen Mengen.
Biologische Düngemittel
Im Handel gibt es inzwischen eine riesige Auswahl an biologischen Düngemittel. Selbst Baumärkte und Discounter führen inzwischen solche Dünger. In einem Baumarkt sah ich mal einen als “Bio“ deklarierten Dünger zu einem mega günstigen Preis von 2,99€ für einen Liter. Von solch günstigen Produkten sollte man jedoch Abstand nehmen.
Häufig werden billig Biodünger auf sehr suspekte Weise hergestellt, und/oder wohlmöglich aus China importiert, wo am Ende der Kette keiner mehr zurückverfolgen kann, welche Stoffe oder Ausgansstoffe tatsächlich verwendet wurden oder enthalten sind.
Oft dienen teilweise giftige oder schädliche Produkte wie mit Medikamenten oder Pflanzenschutzmitteln belasteten Abfällen aus Großküchen, Krankenhäusern oder Tiermast als Ausgangsstoffe für solche Dünger. Das hat dann nichts mehr mit Bio zu tun.
So z.B. auch ein Pellet Langzeitdünger eines Discounters mit Nord- und Südkette ;-).
Auf ihm wurde wenigstens angegeben, dass Abfälle aus Großküchen als Ausgangsstoffe dienten. Wie ich erwähnte, verwende ich die Dünge-Linie Bio Sevia GROW & BLOOM von GHE. Bio Sevia ist ein super Produkt. Der Dünger wirkt schnell und sehr effektiv. Ein großer Teil der [lexicon]Nährstoffe[/lexicon] liegt bereits in einer Form vor, welche direkt von der Pflanze aufgenommen werden kann und muss nicht erst von Mikroorganismen umgesetzt (verfügbar gemacht) werden.
Oft wird behauptet, dass biologischer Dünger viel länger brauchen würde um ein Effekt zu erzielen und das dieser dann auch geringer ausfallen würde als bei Kunstdüngemitteln.
Das stimmt nicht ganz! Eine verzögerte Wirksamkeit ist nur bei festen „rohen“ Stoffen wie Hornspäne, Urgesteinsmehl o.ä. der Fall, wobei auch ein geringer Teil dieser Stoffe sofort verfügbar ist.
Der Großteil der [lexicon]Nährstoffe[/lexicon] wird jedoch erst nach und nach abgegeben, denn Bakterien und [lexicon]Pilze[/lexicon] müssen sie erst freisetzen und in eine für die Pflanze verwertbare Form bringen.
Die Produktreihe „Alga“ bzw. „100% Natural“ von Plagron ist auch gut. Was mich jedoch an den Düngemitteln von Plagron stört, ist, dass sie schwach konzentriert sind und ich die doppelte bis dreifache Menge in Gegensatz zu Bio Sevia von GHE benötige. Das macht Plagron zu einem teuren Produkt. Eine Zeitlang verwendete ich auch den Blütenstimulator „Top Max“ von Bio Bizz. Ich verabschiedete mich jedoch schnell wieder davon als ich gelesen habe, dass er Quecksilber und Blei enthielt. Solche Stoffe haben in Biodüngern nicht verloren. Auch ist er sehr schnell umgekippt (wurde schlecht).
Bioflüssigdünger hat i.d.R. eine Mindesthaltbarkeit von einem bis eineinhalb Jahren. Er hält meist jedoch wesentlich länger wenn er kühl gelagert wird. Frischer Dünger riecht häufig würzig und erinnert an Sojasauce. Wenn Biodünger schlecht wird, merkt man es schnell an seinem Geruch, er stinkt dann tierisch und gärt.
An dieser Stelle möchte ich noch anmerken, dass es für viel von Euch wahrscheinlich nicht möglich ist ein solch ausgeprägtes und auch aufwendiges Bioanbauprogramm zu betreiben. Es ist aber auch nicht zwingend erforderlich. Ein einfacher Bioanbau besteht lediglich aus einer guten Erde die wichtige [lexicon]Pilze[/lexicon] und Bakterien enthält und einem guten zwei-Komponenten-Biodünger für da
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..Wachstum und die Blüte. Die Produkt-Linie General Organics von GHE bietet eine beste Auswahl an Extrakten, Jauchen und Komplettdüngemittel. Information unter: http://www.eurohydro.com
Im Folgenden ist eine Aufzählung von biologischen Stoffen, ihren Nährstoffen und ihrer Wirkung:
Vegetatives Wachstum (Zweige, Triebe, Blätter und Wurzeln)
Hornspäne: Reich an Stickstoff; langanhaltende Wirkung; bodenverbessernd
Guanokalong: Ist für die Wurzelbildung förderlich, wirkt anhaltend und unterstützt
Mikroorganismen
Kompost: Enthält alle notwendigen [lexicon]Nährstoffe[/lexicon]; impft das Substrat mit wichtigen
Mikroorganismen; verbessert den Boden; enthält Ton-Humuskomplexe
Baumwollsamenpulver: Reich an Stickstoff; wirkt anhaltend; bodenverbessernd
(Trockener) Wurmhumus (Wormcasting):
Enthält ein ausgewogenes Verhältnis an Stickstoff, Phosphor; enthält Mikroorganismen; fördert das Mikrobiologische leben und ist bodenverbessernd
Fischpulver: Fördert allgemeines Wachstum
Blütenfördernde Stoffe (Harze, Öle, Masse)
Guanokalong: Ist reich an Phosphor; wirkt anhaltend; ertrags- und qualitätsverbessernd (vor
allem das Aroma wird merklich intensiver); fördert Mikrobiologisches leben
Palmenasche: Ist reich an Kalium und wirkt anhaltend; in Kombination mit Guanokalong ein
wahrer Blütenbooster Kompost
Jauchen, Brühen und (Kompost-) Tees
Neben den im Handel erhältlichen Biodüngern, kann man leicht selber Düngemittel herstellen in den man Jauchen, Brühen oder Tees ansetzt.
Jauchen: Jauchen werden, aus im Wasser unter Sauerstoffabschluss, vergorenen Kräutern und natürlichen Stoffen gewonnen. Sobald sie ausgegoren haben werden sie im Verhältnis 1 : 10 mit Regenwasser verdünnt und vergossen oder auf die Pflanzen gesprüht. Jauchen aus Brennnesselkraut, stärken die Abwehrkräfte gegen Ungeziefer und fördern den Wuchs. Beinwelljauchen, enthalten viel Kalzium (Ca), Kalium (K), Phosphor (P) und Magnesium (Mg) und kommen dem Hanf vor allem in der Blüte entgegen. Darüber hinaus gibt es noch Jauchen aus Löwenzahn, Schachtelhalm, Hirtentäschel, Wermut und vielen anderen Pflanzen. Youtube und Google sind gute Anlaufstellen um mehr darüber zu erfahren.
Brühen und Tees
Der bekannteste Tee ist wohlmöglich der Komposttee. Er lässt sich leicht herstellen, in dem man einen Nylonstrupf oder ein alten Kissenbezug mit Kompost befüllt und ihn 2 bis 4 Tage in einem Eimer mit Wasser ziehen lässt. Dieser Tee kann dann verdünnt oder unverdünnt vergossen werden. Möchte man einen Boost an Mikroorganismen entstehen lassen, empfiehlt sich der Einsatz einer Aquarien-Luftpumpe mit Sprudelstein. Durch den erhöhten Sauerstoffgehalt schafft man ein