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Heidelberger Psychiater warnt: Kiffen ist nicht schick, sondern gefährlich

  • Der Heidelberger Psychiater Prof. Holm-Hadulla wendet sich mit medizinischen Daten gegen die Liberalisierung der Droge.
    Alles easy, alles friedlich, wenn man kifft? Das ist nichts Erstrebenswertes, sagt Prof. Rainer Holm-Hadulla, denn oft mündet das schöne Gefühl in Antriebslosigkeit. Eltern, Lehrer, Ehepartner kennen diese Auswirkungen. Der Psychiater und Psychoanalytiker an der Universität Heidelberg warnte in seinem Vortrag beim Hayek-Club Heidelberg im "Helmstätter Herrenhaus" aber noch vor ganz anderen Folgen. Speziell Jugendliche seien durch den Cannabis-Konsum gesundheitlich gefährdet. Der Inhaltsstoff Tetrahydrocannabinol ([lexicon]THC[/lexicon]) ist in den heute illegal erhältlichen Drogen zudem wesentlich höher konzentriert als zur Hippie-Zeit.


    Angesichts der Bestrebungen, den Cannabis-Konsum in Deutschland freizugeben - wie etwa in verschiedenen US-Staaten geschehen -, sprach Holm-Hadulla von einem großen medizinischen und psychosozialen Preis, der dafür zu zahlen wäre. "Die Legalisierungsdiskussion darf nicht zur Verharmlosung der Risiken und Nebenwirkungen führen." Deshalb will er auch den medizinischen Gebrauch der Droge aus der Apotheke deutlich betont haben - etwa zur Linderung von Spastiken, schweren Tumorschmerzen oder zur Einsparung von Opiaten: "Dann müssten die Produzenten die Verbraucher aufklären und für Schäden aufkommen."
    Diese listete er anhand wissenschaftlicher Studien auf. Cannabis sei neurologisch viel gefährlicher als Heroin, sagte Holm-Hadulla. Die Schädigungen der Hirnentwicklung, die mit Störungen von Motivation, Konzentration und Gedächtnis einhergingen, gälten als wissenschaftlich bewiesen. Eine - allerdings reversible - Volumenminderung im Hippocampus des Gehirns wird mit Gedächtnisleistungen in Verbindung gebracht, eine Atrophie der für Emotionen zuständigen Amygdala mit Angst und Depressionen, eine Schädigung der Faserbahnen mit der Beeinträchtigung des kombinatorischen Denkens.
    Sehr häufig entwickelten regelmäßige Cannabis-Konsumenten Apathiesyndrome und Verstimmungen sowie regelrechte Abhängigkeiten. Und Cannabis gelte eindeutig als Einstiegsdroge für den Konsum anderer Rauschmittel. In Kombination mit Alkohol oder Amphetaminen potenzierten sich die Schäden, erklärte Holm-Hadulla und erinnerte an große Pop-Musiker wie Jim Morrison oder Amy Winehouse, die auf diese Weise ums Leben kamen. Auch Verkehrsunfälle und Suizide werden mit Drogenkonsum in Verbindung gebracht.


    Das Risiko, eine schizophrene Psychose zu bekommen ("Die stärkste psychische Erkrankung, die wir im Jugendalter kennen"), verdoppelt sich bei den Cannabis-Konsumenten. Sie erleiden eine Art Entgleisung des körpereigenen Dopaminsystems - eine große Gefahr vor allem für Jugendliche. Mit dieser Erkrankung werden sie kaum mehr arbeiten oder eine Familie gründen können. Cannabis greift laut Holm-Hadulla in den Prozess ein, in dem sich während der Pubertät die Strukturen, die die Neuronen im Gehirn umgeben, neu organisieren. Die Folgen können beispielsweise eine Beeinträchtigung der Entwicklung und der Selbstwirksamkeit, also der Vorstellung, in seinem Leben selbst etwas verändern zu können, sowie der Kreativität sein. "Eine problematische Spannungsreduktion in der Pubertät", meint der Mediziner, "eine Katastrophe!"


    Seit zwei bis drei Jahren erfährt er bei den psychosozialen Beratungen der Heidelberger Studenten - rund 800 pro Jahr - von einer deutlichen Zunahme des Cannabis-Konsums und auch des Glaubens, dass dieser nicht schädlich sei. Die Verharmlosung geht ihm gegen den Strich. Möglichen Steuereinnahmen durch offiziellen Verkauf stellt er Behandlungskosten in zehn- bis zwanzigfacher Höhe gegenüber. Im US-Staat Colorado habe sich die Zahl der Notaufnahmen in Kliniken seit Freigabe von Cannabis verdoppelt. Auch an die Austrocknung des Marktes glaubt er nicht: "Die Dealer geben ja nicht auf. Sie werden stärkere Drogen, Legal Highs, nachschießen". Das alles werde zu verstärkter Drogensucht und Abhängigkeit bei Jugendlichen führen. Die massive Distanz zwischen der öffentlichen Meinung und den klinisch-wissenschaftlichen Erkenntnissen mache ihm große Sorgen, bekannte der Mediziner: "Cannabis ist nicht schick!"


    Quelle: Heidelberger Psychiater warnt: Kiffen ist nicht schick, sondern gefährlich - Nachrichten aus Heidelberg - Rhein Neckar Zeitung

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