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„Cannabis ist nicht die Wunderpille, auf die wir alle warten“

  • Erfurt. TA Forum Gesundheit: Dr. Sabine Sonntag-Koch und Dr. Anke Jorcke aus dem Helios-Klinikum Erfurt über chronische Schmerzen.
    Was sind die Gründe für chronische Schmerzen?


    Chronische Schmerzen haben meist mehrere Ursachen: körperliche, etwa Verletzungen und Verspannungen, psychogene Faktoren wie Stress, Angst oder Depressionen und auch psychosoziale Ursachen, beispielsweise Arbeitslosigkeit, Einsamkeit, Überforderung oder Mobbing, können die Wahrnehmung von Schmerz wesentlich beeinflussen. Wir behandeln dieses multifunktionale Geschehen mit einer multimodularen Schmerztherapie – ambulant, gegebenenfalls aber auch stationär.


    Was gehört zu dieser multimodularen Schmerztherapie?


    Sie besteht im Wesentlichen aus drei Säulen: der medikamentösen Therapie, der Physiotherapie und der psychologischen Betreuung. Während die Entspannungsübungen fester Bestandteil der Therapie sind, werden invasive Verfahren, mit denen Medikamente verabreicht werden können, oder Verfahren zur Nervenstimulation eher selten benötigt und angewendet.


    Einzelne feste Bausteine unserer Therapie sind die Verhaltenstherapie, Krankengymnastik und Rückenschule, autogenes Training, Tai Chi und Qi Gong, Muskel-, Ausdauer- und Koordinationstraining, Dehnübungen sowie die Spiegeltherapie.


    Was steckt hinter der Spiegeltherapie?


    Die Spiegeltherapie wenden wir sehr gern bei Nerven- und Phantomschmerzen an.


    Einfach gesagt, wird dabei das Gehirn visuell getäuscht. In einem großen Spiegel wird die gesunde Seite des Körpers seitenverkehrt wiedergegeben. Bei therapeutischen Übungen „sieht“ das Gehirn, dass sich beispielsweise der angeblich kranke Arm schmerzfrei bewegen lässt – kein Wunder, es ist ja eigentlich der andere. Die betroffene Seite bewegt sich scheinbar.


    Wenn man das regelmäßig übt, kann es zu einer Schmerzreduktion und zu einer Verbesserung einer Beweglichkeit kommen.


    Man muss sich aber darauf einlassen können.


    Sind chronische Schmerzen eine Frage des Alters?


    Nein. Zwar ist der größere Teil unserer Patienten schon älter, weil mit zunehmenden Alter das Risiko für Gewebeschädigungen zunimmt, aber die Schmerzen treffen junge Leute genauso. Nervenschmerzen nach Motorradunfällen zum Beispiel sind keine Seltenheit.


    Wie sind die Erfolgsaussichten bei der Schmerztherapie?


    Das hängt von der Ursache ab. Sind es etwa Verletzungen mit Gewebeschäden, können wir mit Medikamenten meist gut helfen. Ist die Ursache des Schmerzes aber nicht nur somatisch, also auf eine Gewebeschädigung zurückzuführen, sondern wirken psychosoziale Faktoren schmerzverstärkend mit, etwa bei Stress am Arbeitsplatz, können wir mit Medikamenten allein nicht viel tun. Da liegt es am Betroffenen, etwas zu ändern. Aber wir können ihm helfen, das zu erkennen. Von daher gibt es gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Therapie.


    Wie lange dauert die Schmerztherapie?


    Die einzelne Sitzung dauert zu Beginn etwa ein bis zwei Stunden, je nach Bedarf, dann kommt es darauf an, mit welcher Therapie wir begonnen haben. Medikamentöse Einstellung überprüfen wir im Abstand von ein, zwei Wochen.


    Ist ein Patient stabil eingestellt, sehen wir uns wenigstens einmal im Quartal. Wenn wir merken, dass es nicht richtig wirkt, entscheiden wir uns gemeinsam mit dem Patienten für eine stationäre Aufnahme und die multimodulare Schmerztherapie.


    Wie lange dauert die?


    Mindestens sieben Tage, in der Regel 14 Tage, manchmal sogar noch länger. Wir nehmen auch Patienten stationär auf, die zum Beispiel von Medikamenten entwöhnt werden wollen.


    Können chronische Schmerzen mit körperlichen Ursachen besser behandelt werden als die mit psychischen Gründen?


    Ein ganz klares Ja.


    Bei mir kommen die Schmerzen sehr unregelmäßig, etwa im Abstand von mehreren Monaten – und oft nachts. Sind das chronische Schmerzen?


    Natürlich sind Sie auch dann ein chronischer Schmerzpatient, wenn die Schmerzen nur intermittierend, also mit Unterbrechungen, auftreten.


    Chronischer Schmerz bedeutet nicht, dass er für eine gewisse Zeit ununterbrochen auftritt. Nein, auch wenn schmerzfreie Intervalle dazwischenliegen, die Schmerzen aber über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten auftreten, bezeichnet man das als chronischen Schmerz.


    Dass der Schmerz bei Ihnen in der Nacht kommt, in der Ruhephase, könnte auf einen Nervenschmerz hinweisen. Das müsste man untersuchen und gemeinsam schauen, was die mögliche Ursache sein könnte und welche Therapie hilfreich sein kann.


    Ich leide an Borreliose. Wie lange können die Schmerzen anhalten?


    Nervenschmerzen durch Borreliose sind schwierig zu behandeln. Es liegt ein sehr komplexes Krankheitsbild vor, das von Neurologen und Schmerztherapeuten gemeinsam behandelt wird. Mit der Kombination von medikamentösen Behandlungen und nichtmedikamentösen Therapien wie etwa Entspannungstechniken kann man aber mittlerweile viel erreichen, um die Schmerzen zu lindern.


    Cannabis, derzeit wieder in der Diskussion, soll ja Wunder wirken. Stimmt das?


    Es gab vor einigen Jahren eine Phase, in der wir bei den Symptomen Schmerz sowie Übelkeit und Erbrechen insbesondere bei Tumorpatienten mit einem Cannabinoid gearbeitet haben – und Erfahrungen sammeln können. Falls sie sehnsüchtig auf dieses Präparat warten, schrauben sie ihre Erwartungen nicht zu hoch. Die Erfahrung, die wir gemacht haben, waren nicht immer überzeugend.


    Es ist nicht die Wunderpille, auf die wir alle warten.


    Wir betreuten einen Patienten, der mit allen medikamentösen und nichtmedikamentösen Mitteln der Schmerztherapie nie schmerzfrei wurde.


    Erst die Änderung seiner eingefahrenen Lebenssituation führte letztlich dazu, dass der Mann seine schmerzhafte Schulter wieder frei bewegen konnte, er hat dazu nicht ein einziges Medikament genommen.


    Ingo Glase / 28.05.16 / TA


    Quelle: „Cannabis ist nicht die Wunderpille, auf die wir alle warten“ | Thüringer Allgemeine

  • Wenn man den Titel liest bekommt fast einen falschen Eindruck aber nach dem durchlesen muss ich da zustimmen.
    Es ist sogar wichtig eine Schmerztherapie vollständig zu durchlaufen denn man will ja schmerzfrei sein und nicht in erster Linie auf Rezept kiffen.
    Zumal es sich dabei um ein reines bekämpfen der Symptome handelt. Die Ursache bleibt und das ist nun mal nicht Zweck einer Therapie.


    Und sind wir ehrlich, wir zünden uns einen an weil wir das genießen wollen und nicht weil wir vor Schmerzen nicht mehr wissen wie wir uns hinlegen sollen...da spreche ich leider aus Erfahrung.

    Der Wille entscheidet

  • Und sind wir ehrlich, wir zünden uns einen an weil wir das genießen wollen und nicht weil wir vor Schmerzen nicht mehr wissen wie wir uns hinlegen sollen...da spreche ich leider aus Erfahrung.

    Da muss ich dir Wiedersprechen, ich hatte/habe Teilweise so Starke Schmerzen das ich von der Brücke springen könnte!!!
    Klar rauche ich auch weil es spaß macht, aber ohen Weed und nur mit Medis wäre ich bestimmt schon in der Klapse.
    Und ich war 1.1/2 Jahre in einer Schmerztherapie..

  • Ich bin da voll bei dir! Wie gesagt spreche ich da auch aus Erfahrung. Zum Teil wusste ich vor Schmerzen nicht ob ich je wieder aufstehen kann...Und nach über einem Jahr rennerei von Arzt zu Arzt und von Therapie zu Therapie war Cannabis das Zauber Mittel!


    Ich wollte damit sagen dass es (mir zumindest) lieber wäre ausschließlich des Genuss wegen zu rauchen.

    Der Wille entscheidet

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