Händler und Eltern in Sorge: Wird Karlsruhe zur "Cannabis-Hauptstadt"?
Karlsruhe (Konstantin Maier) - Nimmt der
Drogenhandel in Karlsruhe überhand? Diese Sorge treibt die Karlsruher
Stadträte Jürgen Wenzel und Stefan Schmitt um. Sie fürchten, dass sich
Karlsruhe inzwischen den unrühmlichen Titel "Cannabishauptstadt"
erworben habe. Eine berechtigte Sorge?
Die Karlsruher Stadträte Jürgen Wenzel (Freie Wähler) und der parteilose Stefan Schmitt sorgen sich im Hinblick auf den Drogenhandel in Karlsruhe. "Auch wenn offiziell noch nicht von einer 'Offenen Drogenszene' gesprochen wird, mehren sich die Stimmen aus der Gastronomie, dem Einzelhandel sowie von Eltern über ein offenes und auch tagsüber beworbenes Drogenangebot", so die beiden Stadträte in einer Anfrage an den Karlsruher Gemeinderat.
Besonders betroffen sei der Bereich nahe des Berliner- und des Kronenplatzes sowie der Rand des Nord-Campus des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Wenzel und Schmitt sorgen sich um den Ruf der Fächerstadt. "Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Handel mit 'Cannabisprodukten' in Karlsruhe weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist." Die Stadträte sprechen davon, dass Karlsruhe sich bereits den Titel "Cannabishauptstadt" erworben habe.
Stadtverwaltung verweist auf Drogentourismus nach Frankreich
Von einem solchen inoffiziellen Titel will die Stadtverwaltung in ihrer Stellungnahme nichts wissen. Nach Kenntnis der Stadt unterscheidet sich Karlsruhe nicht von anderen deutschen Städten und Gemeinden im Umkreis hinsichtlich der Verfügbarkeit, des illegalen Handels und auch des Gebrauchs von Cannabis.
Weiterhin sei der Verwaltung nicht bekannt, dass Karlsruhe den Titel "Cannabishauptstadt" tragen soll. Im Vergleich zu anderen Städten in der Region wie Mannheim oder Freiburg sei Karlsruhe laut polizeilicher Statistik mit 290 Verstößen das Schlusslicht bei Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz (BtmG) mit Cannabis. In Freiburg zählte man 2015 beispielsweise 450 Verstöße im Zusammenhang mit Cannabis.
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Auch der Drogentourismus aus dem benachbarten Elsass kann vonseiten der Stadt nicht bestätigt werden - es sei sogar eher umgekehrt. Die Stadt verweist darauf, dass laut Experten eher Drogentourismus nach Straßburg zum Beispiel aus der südlichen Ortenauregion stattfinde. Dort sei laut Stadt die Verfügbarkeit größer, die Preise niedriger und die Verfolgung durch die Polizei etwas geringer.
Dass es in Karlsruhe keinen Drogentourismus gibt, zeigt sich nach Aussage der Stadt auch in den Zahlen der Karlsruher Polizei. Von insgesamt 1.311 Tatverdächtigen im Zusammenhang mit Rauschgiftdelikten im vergangenen Jahr stammten gerade einmal 69 aus Frankreich - ein geringer Bruchteil. Ganz ähnlich verhält es sich bei Delikten mit Cannabis: Von 811 Tatverdächtigen kamen 63 aus Frankreich.
Polizei geht gegen Drogenhandel in Karlsruhe vor
Die Sorgen der Eltern, Gastronomen und des Einzelhandels würden vom Karlsruher Polizeipräsidium durchaus ernst genommen, so die Stadt weiter. Das Präsidium hätte bereits auf die mögliche Bildung einer Drogenszene reagiert durch die Gründung der zentralen Ermittlungsgruppe Rauschgift. Außerdem hätte man bereits Präsenz- und Kontrollmaßnahmen verstärkt auch entsprechende Bekämpfungskonzeptionen seien bereits vorhanden, heißt es in der Stellungnahme.
Die Polizei hat nach Aussage der Stadt bereits im letzten Jahr mit dem Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) zusammengearbeitet. Allerdings könne diese bei Rauschgiftbekämpfung nur mittelbar tätig werden. Dies sei nämlich keine "polizeiliche Vollzugsmaßnahme", die laut Innenministerium auf den KOD übertragen werden könne, so die Stadt abschließend.
Quelle: Händler und Eltern in Sorge: Wird Karlsruhe zur "Cannabis-Hauptstadt"?