Schrecksekunden am Neusässer Schulzentrum. Mädchen mussten in Klinik. Und ein Mitschüler hat jetzt Ärger mit der Justiz
Dramatische Szenen haben sich am Dienstagvormittag am Neusässer Schulzentrum abgespielt. Dort brachen zwei Mädchen, 15 und 16 Jahre, bewusstlos zusammen. Sie hatten in der Pause von einem 17-jährigen Mitschüler einen sogenannten Kräuterjoint bekommen und nach Polizeiangaben im Umfeld des Schulgebäudes geraucht.
Derartige Zigaretten sind alles andere als harmlos. Die Polizei zählt sie zu den gefährlichen Drogen. Denn die meist synthetischen Varianten von Cannabis können zu Schlaganfall und Herzinfarkt führen. Typische Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen, Herzrasen, Angstzustände, Wahnvorstellungen, Lähmungserscheinungen, Kreislaufzusammenbruch und Ausfall vitaler Funktionen wie Atmung und Puls. Konsumenten berichten von starken Entzugserscheinungen. Auch Todesfälle im Zusammenhang mit dem Konsum dieser Produkte sind bekannt.
Laut Polizei sind diese neuen Drogen, die unter harmlos klingenden Namen wie Badesalz oder Kräutermischung angeboten werden, auch im Raum Augsburg für immer mehr Todesfälle ursächlich. Doch viele synthetisch hergestellte Drogen sind gar nicht mehr verboten – weil die Hersteller die chemische Struktur ständig minimal verändern und so dem Gesetzgeber stets einen Schritt voraus sind.
Dazu kommt: Die Drogen sind deutlich billiger, werden oft nicht mehr in Wohnungen oder auf der Straße gehandelt, sondern im Internet bestellt. Der Besteller holt den Stoff dann einfach in einer Packstation der Post ab.
Die Folgen sind in der Statistik abzulesen: Im Jahr 2012 gab es im Raum Augsburg elf Drogentote. Ein Jahr später waren es 13, im Jahr 2014 dann 18 Tote. Und bis Mitte September 2015 starben bereits 16 Menschen an den Folgen von Rauschgiften. Wie dem Trend entgegengewirkt werden kann, darüber sind sich auch die Experten uneinig.
In Neusäß ermittelt die Polizei nun wegen Körperverletzung und Drogenbesitz gegen den 17-Jährigen. Eine Durchsuchung seines Zimmers im Anschluss an den Vorfall verlief allerdings erfolglos. Die beiden Mädchen mussten in die Klinik. Die 15- und die 16-Jährige hatten, nachdem sie den verhängnisvollen Joint geraucht hatten, Bewusstseinsstörungen erlitten, welche nach Angaben der Polizei in Gersthofen bis zur vorübergehenden Bewusstlosigkeit führten. Am Dienstagabend konnten beide Jugendliche das Krankenhaus wieder verlassen.
Welche Zusammensetzung genau der verhängnisvolle Joint hatte, lässt sich nach Angaben der Vermittler bislang nicht sagen, weil das Beweisstück buchstäblich in Rauch aufgegangen ist.
In Gersthofen gab es einen ähnlichen Fall
Ende November 2014 hatte sich im Stadtpark von Gersthofen ein ähnlicher Fall zugetragen. Damals boten drei Jugendliche, damals 14 und 15, einer 15-Jährigen eine Zigarette an, der womöglich Kräuter und gefährliche Substanzen beigemischt waren. Die Augsburgerin hatte sich nach der Schule im Stadtpark aufgehalten und die Zigarette angenommen. Die Folgen waren fatal.
Nachdem sie sie geraucht hatte, wurde ihr schwindlig, sie sah alles nur mehr verschwommen und in Zeitlupe – und wollte weg. Als sie davontorkelte, liefen die drei Jugendlichen ihr noch nach. Statt einzuschreiten und ihr zu helfen, lachten sie die 15-Jährige aber aus und amüsierten sich über ihren Zustand. Glücklicherweise beobachtete ein Ehepaar die Situation und rief sofort den Notarzt. Die 15-Jährige kam ins Krankenhaus, wo sie behandelt wurde. Gleich am nächsten Tag erstattete die Augsburgerin zusammen mit ihren Eltern Anzeige bei der Polizei. (jös, eisl, cf)