Bonn/Bornheim -
Auf Dachböden findet man normalerweise alten Plunder, Weihnachtsschmuck oder Omas Kommode. Nicht aber in einem Mehrfamilienhaus in Bornheim: Hier wuchs im Sommer 2015 unterm Dach eine gigantische Cannabis-Plantage, aufgezogen aus 400 Stecklingen. Der „Gärtner“: ausgerechnet ein ehemaliger Polizist!
Im November 2016 kam es dann zu einer überraschenden Hausdurchsuchung. Verraten hatte den Polizisten auf Abwegen ein kleines Loch im Dachboden: Durch den Sehschlitz war dem Vermieter aufgefallen, dass nebenan Tag und Nacht starkes Licht brannte. Hinter dem Loch entdeckte er dann das flächendeckende, verdächtige Grün. Die Fahnder beschlagnahmten damals 2,5 Kilo konsumfähiges Marihuana im Wert von 7000 Euro und brachten den Ex-Polizisten auf die Anklagebank. Drei Jahre Haft, so das Urteil des Bonner Amtsgerichtes.
Doch der einstige Staatsdiener ging in Berufung, hoffte auf mildere Richter. Er habe seinen kriminellen Ausflug in den Drogenhandel doch sofort gestanden. Tatsächlich hatte der 67-Jährige sogar – was ihm kein Gericht hätte nachweisen können – eingeräumt, dass er bei weiteren vier Ernten zehn Kilo Marihuana für 30 000 Euro an einen Großabnehmer verkauft hatte.
Aber Berufungsrichterin Claudia Gelber winkte ab: Angesichts der großen Rauschgift-Menge, immerhin gut zwölf Kilo, könne es trotz der Ehrlichkeit des Angeklagten keine Bewährung mehr geben. Schließlich zog der Ex-Polizist niedergeschlagen die Berufung zurück – und muss jetzt ins Gefängnis.
Dort kann der 67-Jährige dann in Ruhe über sein verkorkstes Leben nachdenken: Der dreifache Familienvater hatte den Staatsdienst nach 13 Jahren wegen Geldmangels quittiert und versucht, mit einer Handwerksfirma das große Geld zu machen. Aber das ging gründlich schief: 2009 wurde der Ex-Beamte als Steuerhinterzieher zu einer Geldstrafe von 34 248 Euro verurteilt. Von der Pleite hat er sich nie mehr erholt – und die Geldnot wurde nicht kleiner. Schließlich hat ihn auch noch seine zweite Ehefrau verlassen. Und der Vermieter hat ihm inzwischen die Wohnung in Bornheim samt Dachboden gekündigt. Quelle: 30602438 ©2018
Hier ergeben sich aufgrund des ehemaligen Berufshintergrundes einige Fragen:
- Warum ist der ehemalige Polizist nicht wie jeder andere direkt in U-Haft gegangen für 12,5 kg Handel und gleich drinnen geblieben? Bei der zu erwartenden Strafe von 2 Jahre + x muss das hier geschehen.
- Warum wird bei einem ehemaligen Cop eine Menge von 2,5 kg auf nur 7000 Euro Straßenwert (2,8 Euro/g) geschätzt?
- Wieso bekommt eine ehemaliger Polizist bei der Menge nur 3 Jahre Haft? In anderen Fällen wurden "normale" Leute zu mind. 4 Jahren verurteilt.
- Wieso werden unsere Staatsdiener nicht regelmäßig überprüft? Erst kann er nicht mit Geld umgehen, dann zu doof für eine Selbstständigkeit, und dann noch 2 Ehen ruiniert. Hier hätte man schon zu seiner Dienstzeit wegen "Gefahr der Bestechlichkeit" handeln müssen.